Tritt eine Demenz bei Menschen unter 65 Jahren auf, spricht man von einer früh beginnenden Demenz. Sie bringt nicht nur medizinisch-psychologische Besonderheiten mit, sondern zieht auch speziellen Pflegebedarf nach sich. 

Im Unterschied zu Menschen mit später einsetzender Demenz verläuft die Erkrankung aggressiver, der geistige Abbau schreitet schneller voran. Oft stehen die Betroffenen noch im Berufsleben. Dies erklärt, weshalb bei fast der Hälfte der noch Berufstätigen zunächst ein Burnout-Syndrom diagnostiziert wurde, sobald untypische Symptome auftraten. Hinzu kommt, dass es vergleichsweise wenige Fälle von früh einsetzender Demenz gibt. Fehldiagnosen sind also keine Seltenheit. Sie haben aber weitreichende Folgen. Sie können im Vergleich zur späteinsetzenden Demenz zu einer durchschnittlichen Verzögerung von 1,6 Jahren bis zur Demenzdiagnose führen.

Da junge Menschen mit Demenz oft auch weiterhin aktiv bleiben möchten, ist auch hierbei individuelle Unterstützung vonnöten.

Psychologische Probleme

Sind jüngere Menschen betroffen, kommt es zum Beispiel zu Beeinträchtigungen beim Sprechen, Lesen, Schreiben und Rechnen und zu Störungen bei der visuellen
Raumorientierung. Darüber hinaus spielen psychologische Probleme eine Rolle. Denn das soziale Leben gerät aus dem Takt, junge Menschen können ihren Kindern nicht mehr die benötigte Aufmerksamkeit schenken. Bei den Familienangehörigen setzt ein Rollenwechsel ein. Ehepartner werden zu Pflegenden, Kinder müssen damit zurechtkommen, dass ihre Eltern sich ihnen nicht mehr in vollem Umfang widmen können. 

„Menschen mit früh einsetzender Demenz haben oft ein höheres Bewusstsein für ihre Erkrankung, was eine Ursache für Angst und Depression ist“, schreiben die Autor*innen im Welt Alzheimer Bericht 2022. Deshalb ist es wichtig, dass sie über psychologische Unterstützungsmöglichkeiten informiert werden, zum Beispiel mit Hilfe von Gesprächsgruppen für Patienten.

Individuelle Unterstützung

Dies gilt auch in beruflicher Hinsicht: Wenn die berufliche Tätigkeit fortgesetzt werden soll und der Arbeitsplatz angepasst werden muss oder wenn häusliche Betreuung organisiert und geplant werden muss. Da junge Menschen mit Demenz oft auch weiterhin aktiv bleiben möchten, ist auch hierbei individuelle Unterstützung vonnöten. Hilfreich können hier unterschiedliche Rehabilitationsmaßnahmen sein wie Logopädie, Physiotherapie oder Ergotherapie.

Den Originalbeitrag finden Sie im Welt Alzheimer Report 2022 auf den Seiten 335 bis 337.

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