Welchen Einfluss haben Tiefkühlpizza, Fertigsuppe & Co., Vollkornprodukte, pflanzliche Lebensmittel und Vitaminersatzpräparate auf die Entwicklung einer Demenz? Wir stellen dazu vier aktuelle, internationale Studien mit neuesten Forschungsergebnissen vor.
Tiefkühlpizza, Fertigsuppe & Co.: Ultrahochverarbeitete Lebensmittel werden oftmit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Kaum erforscht ist, inwiefern sich der Konsum dieser Lebensmittel auf den kognitiven Abbau auswirkt. Dies ändert eine brasilianische Studie aus dem Jahr 2022 mit mehr als 10.500 Teilnehmenden, deren Gedächtnisleistung über mehrere Jahre hinweg getestet wurde. Außerdem haben die Forschenden über einen längeren Zeitraum hinweg Ernährungsdaten wie zum Beispiel der Kalorienverbrauch erhoben.
Das Ergebnis gibt Grund, so manche persönliche Essgewohnheit zu überdenken. Stammte der Anteil der täglichen Kalorien zu mehr als rund 20 Prozent aus ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln, kam es zu einer um 28 Prozent schnelleren kognitiven Verschlechterung als bei jenen Teilnehmenden, die weniger als 20 Prozent Lebensmittel mit Zusätzen wie Aromen, Farbstoffen, Süßstoffen, Emulgatoren und anderen Substanzen konsumierten.
Anders gesagt: Je mehr hochverarbeitete Lebensmittel man isst, desto mehr lassen die kognitiven Fähigkeiten nach. So fielen den Betroffenen etwa Wörter nicht mehr sofort ein, auch die Wortflüssigkeit verschlechterte sich. Um einem kognitiven Abbau vorzubeugen, kann es insbesondere bei Erwachsenen mittleren Alters eine wirksame Maßnahme sein, öfters auf hochverarbeitete Lebensmittel zu verzichten.
Vollkornprodukte verlangsamen kognitiven Abbau
Welche Rolle Vollkornprodukte bei langfristigen Veränderungen der Kognition spielen, untersuchte eine Studie aus den USA. Demnach war ein höherer Verzehr von Vollkornprodukten bei afroamerikanischen Studienteilnehmenden mit einem langsameren Rückgang der kognitiven Fähigkeiten, der Wahrnehmungsgeschwindigkeit sowie des episodischen Gedächtnisses (der Fähigkeit, sich an persönliche Erlebnisse zu erinnern) verbunden. Bei weißen Teilnehmenden war dieser Trend so nicht zu beobachten. Beiden Ethnien war jedoch gemeinsam, dass die Verlangsamung erst mit dem Verzehr von mehr als drei Portionen (verglichen mit weniger als einer Portion) von Vollkorn pro Tag in Zusammenhang steht.
Rund 3.300 Personen unterschiedlicher ethnischer Gruppen nahmen an der Studie teil, etwas mehr als 60 Prozent waren Afroamerikaner*innen. Das Durchschnittsalter betrug 75 Jahre. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im November 2023.
Pflanzliche Ernährung und Demenzrisiko
Pflanzliche Lebensmittel wie zum Beispiel Gemüse, Vollkornprodukte, Obst, Nüsse sind gesund. Doch gibt es einen Zusammenhang zwischen pflanzlicher Ernährung und dem Demenzrisiko? Ein Forscherteam aus den Niederlanden ist dieser Frage nachgegangen. Belege und eindeutige Hinweise darauf haben sie nicht gefunden – unabhängig davon, „ob die Ernährung von gesunden oder ungesunden pflanzlichen Lebensmitteln dominiert wurde“, wie es in der Studie heißt. An der Studie, die im September 2023 vorgestellt wurde, nahmen dabei rund 9.500 Menschen ohne Demenz teil. Sie wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 14,5 Jahren nachbeobachtet, 1.472 Personen entwickelten eine Demenz.
Trotz der fehlen Beweise schließen die Forschenden aber eine „subtile positive Wirkung“ gesunder pflanzlicher Ernährung auf das Gehirn nicht aus. Der Grund sind die reichlich in den pflanzlichen Lebensmitteln enthaltenen Nahrungsbestandteile wie etwa Ballaststoffe, Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren. Diese können sich aufgrund ihrer entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften auf das Gehirn auswirken und auch die Stoffwechselfunktionen positiv beeinflussen.
Beugen Vitaminersatzpräparate vor?
Deutsche und spanische Wissenschaftlerinnen befassten sich hingegen mit der Wirksamkeit von Vitaminpräparaten in der Ernährung als Ausgleich von Ernährungsmängeln und als vorbeugende Maßnahme gegenüber der Entwicklung einer Demenz und leichten kognitiven Beeinträchtigungen.
Im Vergleich mit der Kontrollgruppe führte die Gabe von Folsäure zu besseren Ergebnissen bei kognitiven Tests, die Testpersonen schnitten also besser ab. Thiamin (Vitamin B1) als Nahrungsergänzung „wirkte sich nicht nur allein, sondern auch in Kombination mit Folsäure positiv auf die kognitiven Leistungen aus“, schreiben die Autorinnen. Anders verhält es sich bei der ergänzenden Einnahme von Vitamin D sowie von gleichzeitig eingenommenem, niedrig dosiertem Vitamin E und Vitamin C.: Die kognitiven Funktionen verbesserten sich nicht. Dennoch stellten die Forscherinnen fest, dass Ascorbinsäure (Vitamin C) und eine hohe Dosis Vitamin E bei getrennter Gabe ebenfalls positive Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit zeigen. Ausreichende Belege für deren Verwendung liegen allerdings nicht vor.
Vier Studien – vier Tipp für die Praxis:
Tipp 1: Versuchen Sie, zur Prävention von kognitiven Beeinträchtigungen weitestgehend auf hochverarbeitete Lebensmittel zu verzichten.
Tipp 2: Weil Vollkornprodukte aus dem vollen Korn der unterschiedlichsten Getreidesorten gewonnen werden, bleiben wichtige nährstoffreiche Bestandteile bestehen und fördern die Gesundheit.
Tipp 3: Trotz mangelnder Evidenz, dass pflanzenbasierte Ernährung das Demenzrisiko senkt, ist eine gesunde Ernährung mit vielen pflanzlichen Bestandteilen empfehlenswert. Dies ist durch den hohen Anteil an Ballaststoffen, Antioxidantien und ungesättigten Fettsäuren begründet, da sich diese entzündungshemmend und antioxidativ auswirken.
Tipp 4: Es ist auf eine ausgewogene bedarfsdeckende Ernährung zu achten, die schmackhaft mit frischem Obst, Gemüse und Kräutern zubereitet wird. Die Einnahme von zusätzlichen Präparaten ist mit dem Hausarzt oder einer Ernährungsfachkraft abzusprechen.
Hier geht’s zu den vier Studien:
Association Between Consumption of Ultraprocessed Foods and Cognitive Decline
Plant-based dietary patterns and the risk of dementia: a population-based study