Pionier der Demenzversorgung und Angehörigenforschung: Für seine herausragenden Leistungen in der Demenzforschung und im Ehrenamt wurde Prof. Dr. med. Elmar Gräßel heute mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Die Auszeichnung überreichte der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder an Prof. Dr. med. Elmar Gräßel bei einer Feierstunde im Neuen Museum in Nürnberg.
Prof. Dr. med. Elmar Gräßel ist Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung und des Bereichs Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen. Des Weiteren gehört er seit 2019 gemeinsam mit Prof. Dr. med. Peter Kolominsky-Rabas zur medizinischen Projektleitung des Digitalen Demenzregisters Bayern (digiDEM Bayern).
Die heute verliehene Auszeichnung würdigt Prof. Gräßels jahrzehntelanges, herausragendes Engagement für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden An- und Zugehörigen. Als Demenz- und Angehörigenforscher ist Prof. Gräßel seit 35 Jahren tätig. Er ist Gründungsmitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. und engagiert sich seit 25 Jahren ehrenamtlich als Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Mittelfranken e.V.

„Helfen, wo nötig und gewünscht!“
Prof. Gräßels Ziel ist es, die Situation und die Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden An- und Zugehörigen spürbar zu verbessern. Dabei ist es unerheblich, ob die betroffenen Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zuhause, in einer Wohngruppe oder im Pflegeheim leben oder eine Tagespflege besuchen. Prof. Gräßels Lebensmotto lautet: „Helfen, wo nötig und gewünscht!“
In einem Schreiben des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder heißt es über Prof. Gräßel: „Sie haben sich weit über das übliche Maß hinaus für unser Land eingebracht.“ Und weiter: „Ihre maßgebenden Studien und Publikationen zu nicht-medikamentösen Therapien sowie Ihr vielfältiger ehrenamtlicher Einsatz ermöglichen Betroffenen Inklusion und Teilhabe im Alltag sowie in der Gesellschaft.“
Forschung für die Praxis
Prof. Gräßels berufliches Wirken gilt zwei zentralen Anliegen. Einerseits erforscht er Möglichkeiten der Prävention von Demenz sowie nicht-medikamentöse Therapien bei Demenzerkrankungen. „Denn es gilt, die tatsächlich vorhandenen Ressourcen von Menschen mit Demenz zu stärken und gleichzeitig ihre Lebensqualität zu erhöhen“, betont Prof. Gräßel.
Andererseits liegt ihm als Versorgungsforscher die Unterstützung und Entlastung von pflegenden An- und Zugehörigen am Herzen. „Pflegende An- und Zugehörige sind aufopferungsvoll und intensiv in ihre Tätigkeit als Helfende eingebunden, dass sie die Unterstützung und Stärkung von außen dringend benötigen. Es ist eine gesellschaftliche Verpflichtung, ihnen etwas zurückzugeben“, erläutert Prof. Gräßel.
Er fasst zusammen: „Deshalb muss erforscht werden, wie Demenzbetroffenen und ihren pflegenden An- und Zugehörigen am besten geholfen werden kann.“
Dank an Wegbegleiter und Unterstützer
„Das Bundesverdienstkreuz ist für mich eine große Anerkennung meines persönlichen Engagements und der gemeinsamen Arbeit vieler Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Doch ohne das gemeinschaftliche Engagement vieler Menschen lassen sich die Ziele nicht erreichen“, sagt Prof. Gräßel. „Ich danke allen, die mich auf diesem Weg empathisch begleiten und tatkräftig unterstützen.“
Innovative nicht-medikamentöse Therapie
Ein Meilenstein seiner Arbeit ist die Entwicklung der mehrfach ausgezeichneten MAKS®-Therapie, einer nicht-medikamentösen Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz. MAKS® kombiniert motorische, alltagspraktische, kognitive und soziale Aktivitäten und trägt nachweislich dazu bei, das geistige Nachlassen sichtbar zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen zu optimieren. Die Wirksamkeit der MAKS®-Therapie wurde in groß angelegten Studien belegt und kann schnell und unkompliziert in der Praxis angewendet werden.
„Demenzen sind bislang nicht heilbar. Psychosoziale, nicht-medikamentöse Therapieformen wie MAKS® sind daher der entscheidende Weg, die Fähigkeiten von Menschen mit Demenz zu stabilisieren und ihr Wohlbefinden zu verbessern“, sagt Prof. Gräßel. Die MAKS®-Therapie wird inzwischen im deutschsprachigen Raum, Mexiko, China und Norwegen erfolgreich eingesetzt. Für die MAKS®-Therapie wurden allein in Deutschland bereits mehr als 3.000 Pflege- und Betreuungskräfte geschult. „Für eine bessere Versorgung von Menschen mit Demenz ist dies ein wichtiger Meilenstein“, betont Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrie des Uniklinikums Erlangen.
Zahlreiche Auszeichnungen
Die wissenschaftlichen Projekte von Prof. Gräßel wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter Forschungsförderpreise der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V., der Erlanger Preis für Medizin, Technik und Gesundheit, der Dr. Theo und Friedl Schöller-Preis für Altersmedizin sowie zuletzt der MSD Gesundheitspreis.
Konzept für die Zukunft
„Wir, das digiDEM Bayern-Team, gratulieren Prof. Gräßel herzlich zu der Auszeichnung. Seine wegweisende Forschung und sein leidenschaftliches Engagement stehen für eine großartige Lebensleistung. Angesichts der demographischen Entwicklung und der steigenden Zahl von Menschen mit Demenz in Deutschland sind weitere Anstrengungen notwendig, damit das von Prof. Gräßel entwickelte Konzept der MAKS®-Therapie auch in Zukunft in entscheidendem Maße zur weiteren Stärkung der Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden An- und Zugehörigen beitragen kann“, sagt Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, der gemeinsam mit Prof. Gräßel das Versorgungsforschungsprojekt digiDEM Bayern leitet.
Mehr Informationen über die MAKS®-Therapie finden Sie hier.
Hier gelangen Sie zum Mitschnitt des digiDEM Bayern-Webinars über die MAKS®-Therapie.