Demenz betrifft sehr viele von uns – direkt oder indirekt. Doch was geschieht, wenn das eigene Ich langsam „verreist“? Wie kann Betroffenen und Angehörigen geholfen werden? Zu einem Abend des Nachdenkens, Austauschs und Verstehens haben Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen und Dr. Caroline Hack, Leiterin der Stabsabteilung Klinische Ethik des Uniklinikums Erlangen in das „Kreuz + Quer“ (Haus der Kirche) in Erlangen eingeladen. Gekommen sind zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Betroffene und Fachleute: Der Katharinensaal war voll besetzt.

Das Theater „DAS BAUMANN“ aus Kulmbach zeigte mit dem Theaterstück „Das Ich verreist“ Baumann, wie sich aus einer normalen Altersvergesslichkeit eine Demenz entwickeln kann und dem Menschen Erinnerungen genommen werden.
Wenn das Ich langsam „verreist“: Auf der Bühne des Theaters „DAS BAUMANN“ steht der Koffer symbolisch für die Erinnerungen, die bei Menschen mit Demenz verloren gehen. Foto: Ilona Hörath

Zum Auftakt informierte Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas vom Interdisziplinären Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (IZPH) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg rund um das Thema Demenz. Der Versorgungsforscher und digiDEM Bayern-Projektleiter sagte: „Zwei Drittel der Menschen mit Demenz werden im häuslichen Umfeld gepflegt. Man darf deshalb die pflegenden An- und Zugehörigen durchaus als Deutschlands größten Pflegedienst bezeichnen.“ 

Demenz-Früherkennung ist von Bedeutung

In seinem Fachvortrag unterstrich der Neurologe die Bedeutung der Demenz-Früherkennung. „Von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung dauert es bis zu eineinhalb Jahre, bis allein die Hälfte der Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen eine Diagnose erhält. Das ist ein Problem.“ Denn wird Demenz frühzeitig erkannt, ermögliche dies eine rechtzeitige Versorgungsplanung, die auch die pflegenden An- und Zugehörigen entlastet. Gleichzeitig betonte Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas: „45 Prozent der Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Demenz begünstigen, lassen sich aktiv beeinflussen.“ Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel nachlassendes Hören und Sehen und soziale Isolation. 

Berührendes Theaterstück über Alzheimer-Demenz

Zu einem Abend des Nachdenkens, Austauschs und Verstehens haben Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen und Dr. Caroline Hack, Leiterin der Stabsabteilung Klinische Ethik des Uniklinikums Erlangen in das „Kreuz + Quer“ (Haus der Kirche) in Erlangen eingeladen.
Die Experten aus Medizin, Pflege und Ethik beantworteten zahlreiche Fragen rund um das Thema Demenz (v.l.n.r.): Dr. Caroline Hack, Leiterin der Stabsabteilung Klinische Ethik des Uniklinikums Erlangen, Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, Autor, Regisseur und Darsteller Rüdiger Baumann, Dipl.-Pflegewirtin Friederika Leuthe und digiDEM Bayern-Projektleiter Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas. Foto: Ilona Hörath

Anschließend hieß es „Vorhang auf“ für das Theater „DAS BAUMANN“ aus Kulmbach. In dem selbst entwickelten Theaterstück „Das Ich verreist“ zeigten Autor und Regisseur Rüdiger Baumann und Darstellerin Birgit Baumann, wie sich aus einer normalen Altersvergesslichkeit eine Demenz entwickeln kann und dem Menschen Erinnerungen genommen werden. Verunsicherung, Beunruhigung und sogar Aggressivität können hierbei die Folgen sein. Seit 2014 führt DAS BAUMANN das bewegende und berührende Stück über Alzheimer-Demenz auf Anfrage auf. Das 30 Minuten dauernde Theaterstück entstand auf eine Bitte der Alzheimer Gesellschaft Kulmbach, das Thema Demenz auf die Bühne zu bringen.

Austauschen und verstehen

Einfühlsam und kenntnisreich moderiert von Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen und Dr. Caroline Hack, Leiterin der Stabsabteilung Klinische Ethik des Uniklinikums Erlangen, nutzen zahlreiche Gäste des Themenabends Demenz schließlich die Möglichkeit, in einer offenen Runde Fragen an Experten aus Medizin, Pflege und Ethik zu stellen. Was kann getan werden, wenn ein Mensch mit Demenz noch Autofahren möchte? Wie geht man mit den Belastungen um, die durch häusliche Pflege entstehen? Welche Lösungen gibt es, um zum Beispiel seine an Demenz erkrankte Mutter bestmöglich zu versorgen und zu pflegen? 

Gegenseitige Unterstützung und Beratung

Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Dr. Caroline Hack, Friederika Leuthe, Dipl.-Pflegewirtin und langjährige Leiterin des Erlanger Bodelschwingh-Hauses, Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas und Theatermann Rüdiger Baumann standen kompetent Rede und Antwort. Die Experten waren sich darin einig, was hilfreich sein kann: der Austausch mit anderen pflegenden An- und Zugehörigen, gegenseitige Unterstützung und vor allem die Beratung durch professionelle und auf Demenz spezialisierte Einrichtungen. 

Unser Tipp: Ein gesunder Lebensstil kann vielen Krankheiten vorbeugen und auch dazu beitragen, die Entwicklung einer Demenz hinauszuzögern. Deshalb ist es wichtig, die Risikofaktoren für Demenz zu kennen und zu wissen, wie sich diese verändern lassen. Mit dem digitalen Präventionscoach® von digiDEM Bayern können Sie sich in wenigen Schritten über Ihre eigenen Demenzrisikofaktoren informieren. Erfahren Sie, wie Sie mit wenig Aufwand viel für Ihre geistige Gesundheit erreichen. Nutzen Sie unsere praxisnahen und evidenzbasierten Tipps zur Demenzprävention.

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Demenz betrifft sehr viele von uns – direkt oder indirekt. Doch was geschieht, wenn das eigene Ich langsam „verreist“? Wie kann Betroffenen und Angehörigen geholfen werden?
Der Katharinensaal im „Kreuz + Quer“ in Erlangen war voll besetzt. Foto: Ilona Hörath

Zu einem Abend des Nachdenkens, Austauschs und Verstehens haben Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen und Dr. Caroline Hack, Leiterin der Stabsabteilung Klinische Ethik des Uniklinikums Erlangen in das „Kreuz + Quer“ (Haus der Kirche) in Erlangen eingeladen.
Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas (li.), Dr. Caroline Hack und Prof. Dr. Christoph Ostgathe freuten sich über einen gelungenen Themenabend Demenz. Foto: Ilona Hörath

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