Wie hoch das Risiko ist, nach einer Alzheimer-Diagnose an einer schweren Depression zu erkranken, haben Forschende aus den USA und Schweden untersucht. An der Studie nahmen mehr als vier Millionen Menschen aus Schweden teil. Ihre Ergebnisse wurden im April 2024 im renommierten Fachmagazin Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht.
Verschlechtern sich bei einer Alzheimer-Demenz die kognitiven Fähigkeiten, kann dies mit dem Auftreten von psychologischen Symptomen wie zum Beispiel einer Depression einhergehen. Diese wiederum können die allgemeine Funktionsfähigkeit, die Lebensqualität und die Gesundheit weiter beeinträchtigen.
Große Kohorte an Studienteilnehmenden
Während eine Depression als ein mögliches Anzeichen und damit als Risikofaktor für Demenz gilt, ist das umgekehrte Risiko, dass Menschen mit Alzheimer-Demenz eine Depression entwickeln, allerdings wenig erforscht. Geändert haben dies Forschende aus den USA und Schweden. An ihrer Studie nahmen knapp 130.000 Menschen mit Alzheimer-Demenz und mehr als 390.000 Menschen mit einer Demenz unterschiedlicher Ursachen teil. Hinzu kamen als Kontrollgruppe über 3,9 Millionen Menschen ohne Demenz. Mit Hilfe dieser sehr großen Stichprobe versuchten sie unter anderem, die Risiken einer schweren Depression nach der Diagnose einer Alzheimer-Demenz zu untersuchen. Berücksichtigt haben sie dabei auch soziodemografische Faktoren und Mehrfacherkrankungen (Komorbiditäten).
Doppelt so hohes Risiko
Die Ergebnisse, die die Forschenden aus dieser großen Stichprobe gewonnen haben, rütteln auf. Sowohl Frauen als auch Männer mit Alzheimer-Demenz hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, eine Depression zu entwickeln. Aber eine Alzheimer-Demenz war dabei „für deutlich mehr Fälle schwerer Depressionen bei Frauen verantwortlich.“ Im ersten Jahr nach der Diagnosestellung war das Risiko sowohl bei Frauen als auch bei Männern sogar dreifach höher und blieb bis zu drei Jahre später noch immer „deutlich erhöht“. Am stärksten betroffen waren Personen, die zum Zeitpunkt der Demenzdiagnose 85 Jahre oder älter waren.
In der Studie wurden auch soziodemografische Faktoren und Mehrfacherkrankungen (Komorbiditäten) berücksichtigt. Demnach hatten Menschen mit diagnostizierter Demenz eher einen hohen Bildungsgrad. Dies sei möglicherweise auf eine stärkere Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zurückzuführen.
Engmaschig überwachen
Damit bei Menschen mit Alzheimer-Demenz oder verwandten Demenzerkrankungen Depressionen frühzeitig erkannt und behandelt werden können, sollten die Patienten engmaschig und langfristig auf psychosoziale Belastungen überwacht werden, bilanzierten die Forschenden. „Psychosoziale Interventionen wie zum Beispiel kognitive Verhaltenstherapie und „Verhaltensaktivierung“ haben sich als wirksam erwiesen, um Depressionssymptome zu reduzieren und die Lebensqualität und allgemeine Funktionsfähigkeit von Patienten mit Alzheimer-Demenz zu verbessern.“
Tipp für die Praxis: Besonders im ersten Jahr nach einer Alzheimer-Diagnose ist eine enge ärztliche Begleitung wichtig. Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten und der Stimmung und zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Hier geht’s zur Studie:
Risk of depression in persons with Alzheimer’s disease: A national cohort study