Hitzewallungen oder Schlafstörungen – befinden sich Frauen in den Wechseljahren, ziehen manche eine Hormonersatztherapie in Erwägung, um in der Menopause Nebenwirkungen und Beschwerden einzudämmen. In einer Studie aus Dänemark, die im angesehenen British Medical Journal veröffentlicht wurde, stellten Forschende nun fest: Die kombinierte Östrogen-Gestagen-Hormontherapie ist mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden.
Weltweit sind mehr Frauen als Männer von Demenz betroffen. Frühere Studien deuteten bereits darauf hin, dass bestimmte Risikofaktoren speziell mit dem weiblichen Geschlecht an sich zusammenhängen. So greifen manche Frauen in den Wechseljahren auf eine Hormonersatztherapie zurück, um Beschwerden wie etwa Hitzewallungen oder Schlafstörungen zu lindern.
Daten von mehr als 60.000 Däninnen
Dänische Forschende befassten sich nun mit dem Zusammenhang zwischen Hormonersatztherapie und dem Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Zu diesem Zweck werteten sie die Daten von mehr als 60.000 Frauen in Dänemark aus. Frauen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, die eine kombinierte Östrogen-Gestagen-Hormontherapie erhielten, hatten dabei ein erhöhtes Demenzrisiko gegenüber gleichaltrigen Frauen, die auf eine solche Therapie verzichteten.
Das Demenzrisiko blieb auch unabhängig von der Darreichungsform der Hormone bestehen. Es spielte also keine Rolle, ob die Hormone kontinuierlich gegeben wurden oder zyklisch, also in einem bestimmten Rhythmus, um auf diese Weise den Menstruationszyklus zu imitieren.
Zudem fanden die Forschenden heraus: Je länger die Hormonersatztherapie dauerte – bis zu 12 Jahre –, desto stärker stieg das Demenzrisiko an. Bei 79,4 Prozent der Studienteilnehmerinnen, die im Laufe der Zeit eine Demenzdiagnose erhalten hatten, handelte es sich um eine spät einsetzende Demenz jeglicher Ursache. Dies war bei Frauen ab 65 Jahren zu verzeichnen. Demgegenüber entwickelte sich bei 26,1 Prozent eine Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form von Demenz.
Studienergebnisse stimmen überein
Die dänischen Autor*innen schreiben: „Die erhöhte Demenzrate blieb bei Kurzzeitkonsument*innen bestehen, die ausschließlich im Alter von 55 Jahren oder jünger behandelt wurden. Die alleinige Behandlung mit Gestagen und vaginalem Östrogen war nicht mit der Entwicklung einer Demenz verbunden.“
Die Studienergebnisse stimmen mit dem Ergebnis einer anderen Studie, der Women’s Health Initiative Memory-Studie, überein. Hier wurde über ein erhöhtes Demenzrisiko bei „postmenopausalen“ Frauen berichtet, die ein Jahr lang mit Östrogen und Gestagen behandelt wurden. Darüber hinaus zeigten radiologische Befunde des Gehirns, dass die Hormontherapie in den Wechseljahren mit Hirnatrophie und dementsprechend mit kognitiven Einbußen verbunden ist.
Tipp für die Praxis: Eine Hormonersatztherapie als Reaktion auf das Eintreten der Wechseljahre kann mit einem erhöhten Demenzrisiko einhergehen. Vor Durchführung einer solchen Therapie sollten die Vorteile und Risiken in einem ärztlichen Gespräch genauestens besprochen und abgewogen werden.
Hier geht’s zur Studie:
Menopausal hormone therapy and dementia: nationwide, nested case-control study