Stress und Angst, Überforderung im Alltag oder Mangel an sozialer Unterstützung – Menschen, die Angehörige mit Demenz pflegen, erleben oft eine hohe Belastung. Hilfe von außen ist oft Fehlanzeige. Doch zunehmend sind technologiegestützte, häusliche Maßnahmen eine Möglichkeit, um die Gesundheit zu fördern, emotionale Unterstützung zu bieten und pflegende Angehörige zu schulen.  

Wie wirksam digitale Angebote wie zum Beispiel Apps, Online-Kurse, oder Internetplattformen sein können, um die gesundheitsbezogene Lebensqualität von pflegenden An- und Zugehörigen zu verbessern und bei der Bewältigung psychoemotionaler Herausforderungen zu unterstützen, haben Forschende aus Spanien untersucht. 

Die meisten der analysierten Maßnahmen umfassten Schulungen, Trainingsprogramme, individuelle und Gruppenunterstützung, Kommunikation sowie medizinische und psychosoziale Informationsangebote. Diese Angebote entsprechen den wichtigsten Bedürfnissen pflegender An- und Zugehörigen. Dazu gehörten unter anderem das Sammeln medizinischer Informationen, Medikamenten- und Terminmanagement, Informationen zum Krankheitsbild Demenz und Hilfe im Umgang mit Symptomen bei Demenz.

Zunehmend sind technologiegestützte, häusliche Maßnahmen eine Möglichkeit, um die Gesundheit zu fördern, emotionale Unterstützung zu bieten und pflegende Angehörige zu schulen.
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On-Demand-Formate, Bildungsangebote und Kontakt zu Profis

Die Forschenden kommen zu dem Schluss: „Technologische Interventionen, insbesondere internetbasierte und mobile Anwendungen, können für pflegende An- und Zugehörige nützlich sein, da sie sowohl Lebensqualität als auch psychoemotionale Zustände wie Angst, Depression und Überlastung verbessern können.“ Als besonders wirksam haben sich, so die Autorinnen und Autoren, On-Demand-Formate, Bildungsangebote, spezifisches Training und der Kontakt zu Profis des Gesundheitswesens erwiesen, wie es bereits auf der Plattform von digiDEM Bayern mit seinen digitalen Angeboten umgesetzt wird.

In der Übersichtsarbeit, die im Mai 2025 veröffentlich wurde, haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen 13 Studien gesichtet und ausgewertet. In manchen Studien konnten zwar keine signifikanten Verbesserungen gezeigt werden, aber sie deuteten positive Tendenzen an. Andere Studien sprachen von leichter Entlastung der pflegenden An- und Zugehörigen – vor allem dort, wo telefonische psychosoziale Unterstützung angeboten wurde. 

Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität

Hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zeigten mehrere Studien, dass digitale Programme die Lebensqualität der pflegenden An- und Zugehörigen verbessern können. Besonders effektiv waren dabei Online-Kurse, Plattformen, auf denen man Kontakt zu Fachexperten aufnehmen konnte und Gruppenprogramme zur Förderung von Selbstfürsorge und Wissen. Studien mit Bildungsangeboten, Training und Kontaktmöglichkeit zu Gesundheitsprofis zeigten die stärksten Effekte, unabhängig vom genutzten Medium.

Digitale Angebote gegen Angst und Depression

Andere technologische Angebote reduzierten hingegen Angst und Depression, indem sie beispielsweise bei der Stressbewältigung und Entspannung halfen, aber auch den direkten Austausch mit Fachexperten ermöglichten oder über psychische und physische Erkrankungen aufklärten und das Krankheitsverständnis förderten. Ein wichtiger Faktor, der alle diese Angebote eint, ist die personalisierte Betreuung, um individuelle Bedarfe zu erkennen und zu decken. Dementsprechend steigern „Coaching und Telecoaching Kompetenz, reduzieren psychosomatische Belastung und verbessern Selbstwirksamkeit“, heißt es in der Studie. 

Überlastung abbauen und soziale Unterstützung bieten

Gemischt war die Studienlage, wenn es um die Reduktion von Überlastung bei pflegenden An- und Zugehörigen ging. Nur drei Studien berichteten von Verbesserungen – mittels telefonischer psychosozialer Unterstützung und internetgestützten Bildungsangebote sowie Monitoring. Zu spürbar besserer sozialer Unterstützung führten nur sehr wenige digitale Programme. 

Die Studie weist darauf hin, dass in der Forschung noch unklar ist, wie nachhaltig Interventionen wirken. Mit Blick in die Zukunft sind sich die Forschenden sicher, dass Künstliche Intelligenz künftig eine wichtige Rolle spielen werde, etwa durch die Vermittlung personalisierter Informationen sowie die Nutzung von Erinnerungsfunktionen und Überwachungstools.

Tipp für die Praxis: Achten Sie bei der Nutzung von digitalen Angeboten auf die Qualität des jeweiligen Angebots. Ein wichtiges Kriterium ist dabei der wissenschaftliche Nachweis der tatsächlichen Wirkung. Eine Fülle an wissenschaftlich fundierten digitalen Angeboten für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende An- und Zugehörige und ehrenamtliche Helfende finden Sie auf unserer Webseite unter „Digitale Angebote“. 

Unser besonderer Tipp: Nutzen Sie auch unseren digitalen Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“ und empfehlen Sie ihn weiter. Er hilft pflegenden An- und Zugehörigen, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen, wenn der Pflegebedarf von Menschen mit Demenz steigt. Hier gelangen Sie zum Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“.

Hier geht’s zur Studie:

A systematic review of the effectiveness of technological interventions for caregivers of people with dementia: effects on quality of life and psychoemotional variables

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