Wer zu kurz oder unregelmäßig schläft, hat ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende aus den USA. Sie haben in einer Studie und über einen längeren Zeitraum hinweg 826 Teilnehmende nach ihren Schlafgewohnheiten befragt und diese auch neuropsychologisch untersucht.
Bereits seit längerem bringen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schlafstörungen mit Demenz in Verbindung. So haben Studien gezeigt, dass bis zu 90 Prozent der Demenzpatientinnen und -patienten einen gestörten Schlaf haben, lange bevor die Kernsymptome auftreten.
Definiertes Klassifikationssystem
In ihrer Studie haben Forschende aus den USA im Zeitraum von 1993 bis 2012 und zu fünf bestimmten Zeitpunkten 826 Teilnehmende nach ihren Schlafgewohnheiten befragt. Zusätzlich wurden diese zwischen 1997 bis 2019 mehrfach neuropsychologisch untersucht. Zu Beginn der Studie lag das Durchschnittsalter bei rund 76 Jahren. Der Bewertung der erhobenen Daten lag ein bestimmtes Klassifikationssystem der Schlafdauer zugrunde. Wer im Median bis zu sieben Stunden täglich schläft, hat demnach einen kurzen Schlaf. Sieben Stunden wurden als mittlere Schlafdauer definiert und mehr als sieben Stunden entsprachen einem langen Schlaf.
Es kommt auf die richtige Schlafdauer an
Bezogen auf den Langzeitverlauf stieg bei Seniorinnen und Senioren, die auf Dauer weniger als sieben Stunden pro Nacht schliefen, das Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung deutlich an. Das erhöhte Risiko galt auch für jene Teilnehmenden mit einer großen Variabilität in der Schlafdauer. Die Studie kommt zu einem weiteren überraschenden Ergebnis. Eine größere Variabilität war eher mit einem höheren Demenzrisiko verbunden als eine konstante Verringerung der Schlafzeit über die Lebensdauer.
Die Studienergebnisse legen dabei nahe, dass die „Variabilität der Schlafdauer, zusätzlich zur durchschnittlichen Schlafdauer allein, ein wichtiger Faktor für die Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen bei älteren Erwachsenen sein kann“, schreiben die Forschenden. Wer also zu kurz oder unregelmäßig schläft, kann die Entwicklung kognitiver Einschränkungen oder einer Demenz begünstigen.
Vielfältige Ursachen sind möglich
Die beobachtete Schlafvariabilität führen die Autorinnen und Autoren auf unterschiedliche Gründe zurück, darunter altersbedingte Erkrankungen im neurologischen oder psychiatrischen Bereich wie etwa Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall. Auch Schichtarbeit, Ruhestand oder Änderungen des Familienstands können damit verbunden sein. Eine Ursache für ein erhöhtes Demenzrisiko bei kurzer Schlafdauer könnte in der Funktionsweise des sogenannten glymphatischen Systems liegen, das wohl zum Abbau unter anderem von Eiweißen wie Beta-Amyloid beiträgt. Während des Schlafes könnte dieser Reinigungsprozess verlangsamt sein.
Tipp für die Praxis: Achten Sie auf Ihr Schlafverhalten von mehr als sieben Stunden Schlaf und auf eine konstante Schlafdauer und finden Sie eine Balance zwischen der Schlafdauer und einem gesunden und erholsamen Schlaf.
Hier geht’s zur Studie:
Longitudinal Sleep Patterns and Cognitive Impairment in Older Adults