Nicht immer sind Medikamente die Lösung, wenn es darum geht, die geistige Leistungsfähigkeit bei Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) zu verbessern und vielleicht sogar einer Demenz vorzubeugen. Forschende aus Hong Kong haben in einer aktuellen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2025 zusammengestellt, welche miteinander kombinierten, nicht-medikamentösen Therapien förderlich sein können.

Eine weitere Studie einer internationalen Forschungsgruppe untersuchte, inwiefern eine intensive Änderung des Lebensstils die geistige Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen kann. Die Forschenden aus Hong Kong haben 45 Studien aus 18 Ländern mit insgesamt 4705 Teilnehmenden ausgewertet. Die Einzelstudien wurden zwischen 2014 und 2024 veröffentlicht und umfassten die verschiedenen Kombinationen von körperlichem Training, also Bewegung und Sport, kognitivem Training wie etwa Gedächtnisübungen, Ernährungsmaßnahmen, psychosozialen Intervention wie zum Beispiel Gesprächen, sozialen Aktivitäten und elektrischer Stimulation.

Erfolgreiche Kombinationen

Die häufigste multimodale nicht-medikamentöse Therapie kombinierte dabei körperliches Training und kognitives Training miteinander.
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Die häufigste multimodale nicht-medikamentöse Therapie kombinierte dabei körperliches Training und kognitives Training miteinander. Multimodal bedeutet, dass mehrere Therapieansätze gleichzeitig angewendet werden. Diese zeigen im Vergleich zu lediglich einer einzelnen therapeutischen Maßnahme größere Verbesserungen in kognitiven Bereichen wie zum Beispiel Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung, Verarbeitungsgeschwindigkeit von Informationen und „verbaler Flüssigkeit“. „In jüngerer Zeit wurden weitere verschiedene Arten von Interventionen wie Ernährungsmaßnahmen, psychosozialen Intervention, Soziale Interventionen und Hirnstimulation in multimodale Interventionen integriert“, heißt es in der Studie.

Unterstützende Technologien

Festgestellt wurde auch, dass multimodale Therapien besser akzeptiert werden – und dass der Einsatz von unterstützenden Technologien wichtig ist: „Technologie war maßgeblich an der Durchführung dieser Interventionen und der Verbesserung der Effekte von körperlichem und kognitivem Training beteiligt“, schrieben die Forschenden.

In ihrer Studie wiesen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch darauf hin, dass die Kosteneffizienz der Behandlungsmaßnahmen in keiner der analysierten Studien bewertet wurde.

Den bisherigen Lebensstil ändern

Zu neuen Ergebnissen kam eine internationale Studiengruppe von Forschenden aus den USA, Schweden, Großbritannien und Finnland. Die Studie ist nach Angaben der Forschenden die erste Studie ihrer Art, die untersucht hat, ob intensive Änderungen des Lebensstils Menschen helfen können, die bereits eine leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI) oder eine frühe Alzheimer-Demenz (AD) haben. An der Studie, die 20 Wochen lang dauerte, nahmen 51 Menschen mit MCI und mit Alzheimer-Demenz im Anfangsstadium früher Alzheimer-Demenz teil, das Alter lag zwischen 45 und 90 Jahren.

Das Forschungsergebnis lässt hoffen. „Umfassende Lebensstiländerungen können die Kognition und Funktion bei vielen Patienten mit MCI oder Demenz im Anfangsstadium aufgrund von Alzheimer-Demenz nach 20 Wochen signifikant verbessern“, fasst die Studie zusammen. Im Gegensatz dazu war bei Patientinnen und Patienten, die einer Kontrollgruppe mit üblicher Versorgung zugeteilt waren, auf Grund mehrerer unterschiedlicher Tests eine „allgemeine Verschlechterung“ in allen Bereichen festzustellen.

Zudem stieg in der Interventionsgruppe ein spezieller Biomarker an, der in der Kontrollgruppe gesunken ist. „Das könnte bedeuten, dass schädliche Amyloidproteine besser aus dem Gehirn entfernt wurden“, schrieben die Forschenden. Auch andere Biomarker wie zum Beispiel Blutzucker, Insulin und Cholesterin und das Mikrobiom (Darmflora) verbesserten sich in der Interventionsgruppe.

Rundumpaket geschnürt

Die Maßnahmen zur Änderung des Lebensstils umfassten eine vollwertige, minimal verarbeitete pflanzliche Ernährung mit wenig schädlichen Fetten und wenig raffinierten Kohlenhydraten und Süßungsmitteln mit ausgewählten Nahrungsergänzungsmitteln sowie moderate Bewegung, Stressmanagementtechniken und Selbsthilfegruppen.

Den Forschenden war es wichtig, auf eine bestimmte Einschränkung aufmerksam zu machen. Da lediglich 51 Patientinnen und Patienten an der Studie teilgenommen haben, sei die Verallgemeinerbarkeit der Studienergebnisse eingeschränkt.

Tipp für die Praxis: Um die Gesundheit von Menschen mit MCI bestmöglich zu fördern, sollte auf eine tägliche körperliche Aktivität und eine ebenfalls bewusste Entspannungsphase geachtet werden. Des Weiteren sollte auf Lebensstilfaktoren im Bereich der Ernährung geachtet werden: Es empfiehlt sich hierbei eine überwiegend pflanzliche Ernährung und der Verzicht auf Zucker, Transfette und stark verarbeitete Lebensmittel. Stellen Sie außerdem sicher, dass die sozialen Kontakte gepflegt werden. Ein soziales Miteinander zeigte sich laut der vorliegenden Studien als nennenswerter Lebensstilfaktor mit positivem Einfluss.

Hier geht’s zu den Studien:

Nonpharmacological Multimodal Interventions for Cognitive Functions in Older Adults With Mild Cognitive Impairment: Scoping Review

Effects of intensive lifestyle changes on the progression of mild cognitive impairment or early dementia due to Alzheimer’s disease: a randomized, controlled clinical trial

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