Menschen mit Demenz dabei zu helfen, mit anderen zu interagieren oder sich an therapeutischen Maßnahmen beteiligen: Ehrenamtliche sind in der Versorgung von Menschen mit Demenz nicht wegzudenken. Eine Studie untersuchte nun unter anderem die Bedeutung geschulter Freiwilliger in der Akutversorgung in Krankenhäusern, in der täglichen Pflege zuhause und in ambulanten Einrichtungen sowie die Auswirkungen auf ältere Menschen mit Demenz. Auch zwei unserer Kolleginnen haben sich in eigenen Studien mit positiven Auswirkungen des Ehrenamtes und der häuslichen Pflege befasst.

In der systematischen Übersichtsarbeit analysierten die indonesischen Wissenschaftler*innen Studien aus Australien, Großbritannien, Norwegen, den USA und Kanada. Das Ergebnis macht Mut, denn die Einbindung geschulter Freiwilliger in die Pflege älterer Menschen mit Demenz ist sehr wichtig und wertvoll für die Betroffenen, ihre Pflegenden, die Freiwilligen selbst und letztendlich für die Gesellschaft. Nach Ansicht der Autor*innen können die ehrenamtlich Tätigen „als eine Informationsbrücke zwischen Pflegekräften und den Betroffenen und ihren pflegenden An- und Zugehörigen“ betrachtet werden.

Durch die Freiwilligenarbeit intensivierte sich wissenschaftlich nachweisbar zum Beispiel die soziale Verbundenheit von Menschen mit Demenz.
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Mehr Lebensfreude, weniger Einsamkeit

Aus gutem Grund. Durch die Freiwilligenarbeit intensivierte sich wissenschaftlich nachweisbar zum Beispiel die soziale Verbundenheit von Menschen mit Demenz. Sie fühlten sich zudem weniger einsam, außerdem verbesserte sich ihre Erinnerungsfähigkeit, ihre Stimmung und ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden. Hin zum Positiven verändert haben sich auch das Selbstvertrauen, der Appetit und die Lebensfreude. Ein weiterer Pluspunkt: Bei Menschen mit Demenz, die im Krankenhaus ehrenamtlich unterstützt wurden und wieder zuhause waren, reduzierte sich die Häufigkeit eines erneuten Krankenhausaufenthaltes.

Auch die geschulten Freiwilligen selbst profitierten und empfanden ihr Tun als eine Bereicherung. Sie fühlten sich belohnt, da sie der Gemeinschaft etwas zurückgeben konnten. Allein aufgrund der Schulung zuvor konnten die Ehrenamtlichen ihr Wissen über Demenz vermehren und ihre Einstellung gegenüber der Erkrankung ändern. Das bedeutet, dass sie zur Entstigmatisierung von Demenz beitrugen.

Mit Freiwilligenarbeit Risikofaktoren reduzieren

Inwiefern sich das Ehrenamt auf die eigene Gesundheit der ehrenamtlich Tätigen auswirken kann, hat auch unsere digiDEM Bayern-Kollegin Anne Keefer mit ihrem Forschendenteam gezeigt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin kam in ihrer Übersichtsarbeit zu dem Schluss: „Freiwilligenarbeit ist ein vielversprechender Ansatz zur Reduktion der drei wichtigen Demenz-Risikofaktoren soziale Isolation, körperliche Inaktivität und Depressionen.“ Die Forschungsarbeit förderte zudem die Erkenntnis zutage, dass insbesondere Frauen von der Freiwilligentätigkeit in Bezug auf die kognitive Gesundheit profitieren. Zudem steht ehrenamtliche Tätigkeit in einem Zusammenhang mit besseren kognitiven Fähigkeiten.

Positive Seiten der häuslichen Pflege

Speziell über die positiven Seiten der häuslichen Pflege geforscht hat unsere Kollegin Dr. Anna Pendergrass vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen. Mit ihrem Team fand sie heraus: Pflegende Angehörige erleben nicht nur negative Seiten der häuslichen Pflege, sondern erfahren auch positive Auswirkungen, die sich erst durch die Pflegetätigkeit ergeben. So gaben in der Studie 61,7 Prozent der Befragten an, dass ihnen durch die Pflegetätigkeit deutlicher geworden ist, welche Werte ihnen persönlich in ihrem Leben wichtig sind. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmenden hat „viel dazu gelernt“, 41 Prozent berichteten, ihre Zeit besser organisieren zu können.

Tipp für die Praxis: Der Einsatz von geschulten Ehrenamtlichen sollte in der Versorgung von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld, in der Inanspruchnahme ambulanter Unterstützungsangebote und in Krankenhäusern noch mehr gestärkt und beworben werden.

Hier geht’s zu einer Zusammenfassung der indonesischen Studie:

Impact of trained volunteers’ services in caring for older persons with dementia: a systematic review

Hier gelangen Sie zu der Studie unserer Kollegin Anne Keefer:

Does Voluntary Work Contribute to Cognitive Performance? – An International Systematic Review

Eine Zusammenfassung davon in deutsch finden Sie hier auf unserer Webseite.

Hier gelangen Sie zu der Studie unserer Kollegin Dr. Anna Pendergrass:

Validation of the Benefits of Being a Caregiver Scale (BBCS) – further development of an independent characteristic of informal caregiving

Eine Zusammenfassung davon in deutsch finden Sie hier auf unserer Webseite.

Der Fragebogen „Benefits of Being a Caregiver“ (deutsch: Zugewinne für pflegende Angehörige durch die Tätigkeit als pflegender Angehöriger) kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.

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