Wie verbreitet unterschiedliche Demenzsymptome wie Euphorie, Apathie, oder Reizbarkeit sind, haben Wissenschaftler*innen aus Südkorea erforscht. In ihrer Untersuchung haben sie auch die Art und den Schweregrad einer Demenz berücksichtigt.
Euphorie, Apathie, Aggressivität oder Reizbarkeit: Die verhaltensbezogenen und psychologischen Demenzsymptome (englisch für „Behavioural and Psychological Symptomes“, BPSD) sind vielfältig. Wissenschaftler*innen aus Südkorea sind in einer Übersichtsarbeit der Frage nachgegangen, welche dieser Symptome bei Menschen mit Demenz, die noch zuhause und außerhalb von Langzeitpflegeeinrichtungen leben, am häufigsten sind.
Im Unterschied zu früheren Erhebungen haben die Autor*innen dabei auch den Schweregrad der Demenz, die Art der Demenz und das Alter der Teilnehmenden berücksichtigt. Das Einbeziehen dieser Faktoren hat aus Sicht der Forschenden Vorteile. Denn die Identifizierung der Art der Demenz und der mit diesem Demenztyp verbundenen BPSD-Merkmale kann „eine vielversprechende Strategie für den wirksamen Umgang mit BPSD und die Förderung einer individuellen Behandlung von Demenzpatienten sein.“
Zwischen vier und 32 Prozent
Nach Auswertung von insgesamt 27 großangelegten Studien zu den insgesamt 13 verschiedenen Symptomen kamen die Autor*innen zu mehreren Resultaten. „Unseren Ergebnissen zufolge waren Apathie, Depression, Angst, Reizbarkeit, Unruhe und Aggression häufige individuelle BPSD bei Alzheimer-Patienten.“ Symptome wie Euphorie und Manie waren „lediglich“ bei vier Prozent der Menschen mit Demenz zu verzeichnen, während Apathie mit 32 Prozent am häufigsten verbreitet war.
Die Häufigkeit, also die Prävalenz von Wahnvorstellungen, Angst, Apathie, Reizbarkeit, Euphorie und Manie sowie abweichendem motorischen Verhalten war bei Alzheimer-Patienten (AD) dabei 1,72 bis 2,88 Mal höher als bei Patienten mit vaskulärer Demenz (VD), während die Prävalenz von Enthemmung bei VD-Patienten 1,38 Mal höher war, heißt es in der Studie.
Generell befanden sich die Prävalenzraten von Halluzinationen, Euphorie sowie Enthemmung auf einem niedrigen Niveau und lagen sowohl in der Gesamtstichprobe als auch bei den AD- und VD-Patient*innen unter 15 Prozent. Die Prävalenzraten von Depression, Unruhe und Aggression waren mit fast 30 Prozent hingegen hoch.
Symptome bei fortgeschrittener Demenz häufiger
Hinsichtlich des Schweregrades der Demenz stellten die Forschenden fest: „Die Prävalenz der Symptome nahm mit zunehmendem Schweregrad tendenziell zu.“ So trat zum Beispiel das Symptom Angst bei 30 Prozent der Menschen mit leichter Demenz auf, stieg auf 36 Prozent bei Menschen mit mittelschwerer Demenz und lag bei Patient*innen mit schwerer Demenz bei 42 Prozent. Der Anstieg war auch bei anderen Symptomen wie etwaReizbarkeit, Wahnvorstellungen, Halluzinationen, und Enthemmung zu verzeichnen.
„Tendenziell stabil“ blieb hingegen die Prävalenz von Depression, Ess- und Schlafstörungen sowie Euphorie, bei Depression befand sie sich „relativ konstant auf einem mittleren bis hohen Niveau“ – über alle Schweregrade hinweg. Hier lag die Prävalenz bei Menschen mit leichter Demenz bei 35 Prozent, bei Menschen mit mittelschwerer Demenz bei 33 Prozent und bei Menschen mit schwerer Demenz bei 34 Prozent.
Tipp für die Praxis: Viele der hier vorgestellten verhaltensbezogenen und psychologischen Demenzsymptome können unter anderem durch psychosoziale Interventionen behandelt werden. Beispiele hierfür sind die Ergotherapie, Musiktherapie oder auch Aromatherapie.
Hier geht’s zur Studie: