Dass Haustiere einen positiven Einfluss auf die kognitive Funktion haben und einem kognitiven Abbau im späteren Erwachsenenalter entgegenwirken können, ist wissenschaftlich bereits belegt. Doch macht es einen Unterschied, welches Haustier man hat? Und welche Rolle spielt das Alter, in dem man sich das Haustier zulegt? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz sind diesen Fragen nachgegangen.
Sich mit einer Katze zuhause weniger einsam fühlen oder mit dem Hund an der frischen Luft Gassi gehen und dabei mit anderen Menschen in Kontakt kommen: Wer ein Haustier hat, reduziert das Demenzrisiko. Das zeigen frühere Studienergebnisse. Ungefähr 38 Prozent der Europäer besitzen Haustiere. Ähnliche Zahlen findet man auch bei den älteren Erwachsenen ab 50 Jahren, die Samtpfote & Co. als treue Kameraden lieben.

Verlangsamung des kognitiven Abbaus
Die Ergebnisse der Studie aus der Schweiz bestätigen, dass der Besitz eines Haustieres mit einem langsameren Abbau verbunden ist – bei den exekutiven Funktionen, die in diesem Fall anhand eines Tests auf Wortflüssigkeit, also die Fähigkeit, viele Wörter schnell und flexibel aus dem Gedächtnis abzurufen, erhoben wurden – und beim episodischen Gedächtnis. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass Haustierbesitzer im Vergleich zu Menschen ohne Haustier bei dem Test auf verbale Flüssigkeit besser abschneiden. Betrachtet man aber die unmittelbare und verzögerte Wiedergabe der Wörter, haben Haustierbesitzer die schlechteren Ergebnisse“, heißt es in der Studie. „Trotz des anfänglichen Nachteils zeigen die Personen mit Haustier im Vergleich zu denen ohne Haustier aber in allen kognitiven Bereichen einen deutlich langsameren Abbau“ – sie holten also gegenüber Nicht-Besitzern auf.
Vorteile von Hund und Katze
Zwischen den Tierarten fanden die Forschenden „bemerkenswerte Unterschiede“. Besaßen Menschen Hunde oder Katzen, zeigten diese im Vergleich zu Menschen, die ohne Haustier lebten, einen langsameren Abbau der kognitiven Fähigkeiten. Andererseits stand der Besitz von Fischen und Vögeln in keinen Zusammenhang mit einem verlangsamten kognitiven Abbau. Als mögliche Gründe nannte die Studie etwa das begrenzte Ausmaß an emotionaler Unterstützung und die häufige Konfrontation mit dem Tod bei diesen Tierarten aufgrund der häufig kürzeren Lebensdauer. Außerdem könnte der Besitz eines Vogels die Schlafqualität des Besitzers aufgrund des „erhöhten Geräuschpegels“ negativ beeinflussen.
„Einzigartige kognitive Stimulation“
„Unsere Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die positiven Effekte eines Haustieres auf den kognitiven Abbau möglicherweise hauptsächlich allein auf den Besitz von Katzen und Hunden zurückzuführen sind, nicht auf den Besitz eines Tieres im Allgemeinen.“ Der Kontakt und die Interaktion mit Hunden und Katzen könne womöglich eine „einzigartige kognitive Stimulation“ bieten. Das Alter, in dem man sich das Tier zulegt, spielt für die Entwicklung der kognitiven Funktionen jedoch keine Rolle.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass der Besitz von Hunden und Katzen als Schutzfaktor wirken könnte, der dazu beiträgt, den kognitiven Abbau zu verlangsamen, und somit zu einem gesunden kognitiven Altern beiträgt.Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, haben die Forschenden Daten von 16.600 Menschen Im Alter zwischen 50 und 99 Jahren über einen Zeitraum von 18 Jahren (2004 bis 2022) ausgewertet. 53,5 Prozent waren Frauen.
Richtlinien für gesundes Altern
Die Gruppe aus der Schweiz weist darauf hin, dass zukünftige Forschung die Mechanismen genauer untersuchen sollte. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Richtlinien für gesundes Altern zu entwerfen und generell über Maßnahmen wie finanzielle Unterstützung für Ausgaben wie Tierarztkosten oder Tierversicherungen zu informieren – um den Haustierbesitz für ältere Erwachsene zugänglicher zu machen. Eine Alternative wären auch tierfreundliche Wohnmodelle für Senioren.
Tipp für die Praxis: Haustiere helfen das Demenzrisiko zu reduzieren, stellen aber auch eine große Verantwortung dar. Wer weder die finanziellen noch zeitlichen Kapazitäten hat, sich ein Haustier zuzulegen, oder noch nicht sicher ist, ob Hund und Katze wirklich zu einem passen, kann bei lokalen Tierheimen und Tierschutzorganisationen ehrenamtlich aushelfen oder Gassi gehen.
Hier geht’s zur Studie: