Niederländische Forschenden haben sich in einer großen Übersichtsarbeit mit zwei zentralen Fragen befasst: Wie hoch ist ab dem Zeitpunkt der Demenzdiagnose die verbleibende Lebenserwartung eines Menschen mit Demenz und wieviel Zeit vergeht von der Diagnosestellung bis zur Aufnahme in ein Pflegeheim?

Ist die Demenzdiagnose gestellt, stehen die Betroffenen, ihre pflegenden An- und Zugehörigen und auch Pflegefachkräfte oft vor großen Herausforderungen. Wichtig sind dann Informationen über die individuelle Prognose des Krankheitsverlaufes und verlässliche Informationen für die Pflegeplanung. 

Eine höhere Bildung war mit einem kürzeren Überleben nach der Diagnose verbunden.
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Diese Informationen zur Prognose von Menschen mit Demenz sind, so die Forschenden, wichtig, um „Erwartungen und Pflegeplanung zu steuern, aber die derzeit verfügbaren Schätzungen variieren stark.“ Deshalbhaben sich die Forschenden mit zwei zentralen Fragen befasst: Wie hoch ist ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung die verbleibende Lebenserwartung eines Menschen mit Demenz und wieviel Zeit vergeht von der Diagnosestellung bis zur Aufnahme in ein Pflegeheim?

Durchschnittliche Lebenserwartung nach Demenzdiagnose bei Frauen kürzer

Ausgewertet und analysiert wurden 261 Studien mit insgesamt mehr als 5,5 Millionen Teilnehmenden. Dabei zeigte sich, dass die durchschnittliche Überlebenszeit nach der Demenzdiagnose 4,8 Jahre beträgt und dass Frauen im Vergleich zu Männern nach der Diagnose eine kürzere Überlebenszeit haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Frauen sich in einem höheren Alter befinden, wenn bei ihnen Demenz diagnostiziert wird.„Patientinnen und Patienten mit Alzheimer-Demenz hatten eine günstigere Prognose als solche mit vaskulärer Demenz, frontotemporaler Demenz oder Lewy-Body-Demenz“, schrieben die Forschenden. 

Höhere Bildung mit kürzerer Überlebenszeit verbunden

Eine höhere Bildung war, so die Forschenden, mit einem kürzeren Überleben nach der Diagnose verbunden. Dies stimme mit dem Paradigma der kognitiven Reserve überein. Das bedeutet, dass Menschen mit höherer Bildung kognitive Beeinträchtigungen besser kompensieren können, bevor sich diese bemerkbar machen. Ist diese Reserve jedoch aufgebraucht und wird Demenz diagnostiziert wird, „befinden sich diese Menschen bereits in einem fortgeschritteneren Stadium der Grunderkrankung und die Demenzerkrankung schreitet schneller voran.“

Eine weitere Forschungserkenntnis: Im Vergleich mit den USA und Europa war bei asiatischen Bevölkerungsgruppen die Überlebenszeit nach der Demenzdiagnose und bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit höher. 

Umzug ins Pflegeheim

Ab dem Zeitpunkt der Demenzdiagnose blieben die Betroffenen zunächst noch 3,3 Jahre zuhause, bevor sie in ein Pflegeheim umzogen. „13 Prozent der Menschen wurden im ersten Jahr nach der Diagnose in einem Pflegeheim aufgenommen, nach fünf Jahren stieg die Zahl auf 57 Prozent“, ergab die Studie. „Etwa ein Drittel der verbleibenden Lebenserwartung nach einer Demenzdiagnose haben die Betroffenen in Pflegeheimen verbracht.“

Nach Aussage der Forschenden deuteten die Ergebnisse auch darauf hin, „dass die Zeit bis zur Aufnahme in ein Pflegeheim in Europa und den USA im Vergleich zu anderen Ländern etwas kürzer sein könnte“. Wer erst in einem höheren Alter eine Demenzdiagnose erhalten hatte, zog frühzeitiger in ein Pflegeheim. Dies galt auch für Personen, die eine andere Demenzform als die Alzheimer-Demenz hatten.

Tipp für die Praxis: Eine Diagnosestellung „Demenz“ ist ein wichtiger Zeitpunkt, um die Pflege- und Wohnsituation für die Zukunft zu planen. Statistische Kennzahlen zur Überlebenszeit oder zum Umzug in ein Pflegeheim können dabei hilfreich sein.

Hier geht’s zur Studie:

Time to nursing home admission and death in people with dementia: systematic review and meta-analysis 

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