Forschende aus China fanden heraus: 62 Prozent der befragten älteren Hochrisikopersonen waren bereit, an einem Demenz-Screening teilzunehmen. Doch tatsächlich unterzogen sich nur 12 Prozent dem Test. Als Erklärung für diese Diskrepanz führten die Forschenden psychologische Faktoren an.
Fast 40 Prozent der Demenzerkrankungen können durch frühzeitiges Screening und Behandlungsmaßnahmen verhindert oder gemildert werden. Dies legen aktuelle Studien nahe. Hinzu kommt, dass frühe Demenz-Screenings die zukünftige Versorgung der Betroffenen erleichtern. Damit können auch psychischer Stress sowie finanzielle Belastungen verringert werden. Doch trotz dieser Vorteile lehnen es viele ältere Menschen ab, ihr Gedächtnis testen zu lassen. „Weltweit bleiben etwa drei Viertel der Menschen mit Demenz undiagnostiziert; in China liegt dieser Anteil mit 90 Prozent sogar noch höher“, so Forschende aus China.
Kognitive Einschränkungen als normale Alterserscheinung?
Die Gründe für den Verzicht sind vielfältig: mangelndes Demenzwissen, die Angst vor Stigmatisierung, die Wahrnehmung kognitiver Einschränkungen als normale Alterserscheinung, finanzielle Belastungen sowie fehlende Screening-Infrastruktur für Demenztests. Deshalb erkundeten Forschende aus China die Bereitschaft speziell von Menschen mit einem hohen Demenzrisiko, an einem Demenz-Screening teilzunehmen.

Die Studie aus China, die im Februar 2025 publiziert wurde, liefert, so die Forschenden, erstmals differenzierte Erkenntnisse zum Screening-Verhalten in Hochrisikogruppen für Demenz. An der Befragung nahmen zwischen November 2021 und April 2022 439 Menschen mit hohem Demenzrisiko teil, sie stammten aus zwei großen Stadtteilen in Guangzhou. Das Durchschnittsalter betrug 72,7 Jahre. Die Mehrheit der Teilnehmenden war nicht religiös, knapp die Hälfte lebte mit einem Partner zusammen, 19 Prozent hatten einen Hochschulabschluss.
Psychologische Faktoren sind entscheidend
Die Forschenden fanden heraus: Insgesamt waren 62 Prozent der Hochrisikopersonen bereit, an einem Demenz-Screening teilzunehmen. Doch tatsächlich unterzogen sich nur 12 Prozent dem Test. Ein weiteres Ergebnis überrascht: Die Bereitschaft, das Gedächtnis testen zu lassen, hängt stark von psychologischen Faktoren ab. Um für die Diskrepanz zwischen Testbereitschaft und Ablehnung Erklärungen zu finden, nutzen die Forschenden die sogenannte Theorie des geplanten Verhaltens, ein psychologisches Modell zur Vorhersage und Erklärung des menschlichen Verhaltens.
Gut oder schlecht? Was sagen die anderen?
Demnach spielt es eine große Rolle, mit welcher Haltung Betroffene dem Demenz-Screening gegenüberstehen – ob sie es grundsätzlich etwa gut oder schlecht finden. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Bereitschaft, sich testen zu lassen, ist die „subjektive Norm“. Hierbei zählt für die Betroffenen die Meinung zum Beispiel von Familienmitgliedern, Freunden oder anderen Bezugspersonen, ob diese Demenztests befürworten oder nicht. Auch die Selbsteinschätzung und Wahrnehmung des eigenen Verhaltens ist wichtig: Kann ich die Situation gut meistern? Menschen mit einer höheren bei sich selbst wahrgenommenen Kontrolle über ihren Gesundheitszustand verfügten dabei auch über eine positivere Einstellung zum Screening.
Barrieren abbauen
Die Schlussfolgerung der Forschenden lautet: „In China müssen Bereitschaft und tatsächliche Teilnahme am Demenz-Screening in Hochrisikogruppen noch gestärkt werden. Interventionen sollten gezielt Einstellungen verbessern, soziale Unterstützung fördern und Barrieren abbauen, um die Früherkennung und Prävention von Demenz wirksamer umzusetzen.“
Tipp für die Praxis: Setzen Sie sich mit ihrem aktuellen Gesundheitszustand aktiv auseinander. Das kann dabei helfen, Ihre Haltung gegenüber Präventionsmaßnahmen zu überdenken und somit dazu beitragen, Ihre Gesundheit zu erhalten.
Hier geht’s zur Zusammenfassung der Studie: