Pflegende An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz empfinden oftmals bereits vor dem Tod des Pflegebedürftigen ein Gefühl von Verlust, wenn zum Beispiel die Persönlichkeit nach und nach verloren geht. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung intensivieren sich diese Verluste und stehen sowohl mit psychischen als auch physischen Beschwerden in Zusammenhang. Doch welche Möglichkeiten gibt es für pflegende An- und Zugehörige, mit dem Verlustempfinden bestmöglich umzugehen? Und wie wirksam sind diese Interventionen wirklich? Damit haben sich zwei systematische Übersichtsarbeiten befasst.
Forscherinnen aus Siegen und Rostock/Greifswald hatten sich zum Ziel gesetzt, eine Übersicht über vorhandene psychosoziale Interventionen für pflegende An- und Zugehörige zur Trauerbewältigung für die vergangenen fünf Jahre zu erstellen. In den 12 internationalen Studien, die analysiert wurden, konnten unter anderem verschiedene kognitive Verhaltensstrategien wie beispielsweise das Training sozialer Fähigkeiten und achtsamkeitsbasierte Strategien, identifiziert werden.
Die Anwendung der verschiedenen Behandlungsansätze unterscheidet sich zwar in den einzelnen Studien sehr stark, weshalb ein Vergleich der verschiedenen Ansätze kaum möglich ist. Dennoch kommen die Forscherinnen zu dem Ergebnis, dass sich das Trauerempfinden der pflegenden Angehörigen gering bis moderat verbessert hat und sich zum Beispiel psychische und physische Beschwerden reduzierten.
Die Autorinnen betonen, dass die Möglichkeiten der Trauerinterventionen in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen haben. So konnten in einer Übersichtsarbeit im Zeitraum von 1995 bis 2016 lediglich 3 Studien zu dieser Thematik gefunden werden.
Depressionen pflegender An- und Zugehöriger vorbeugen
Forscher aus Spanien haben sich mit einem ähnlichen Thema befasst. Sie haben sich auf die Wirksamkeit von Interventionen zur Bewältigung von Trauer insbesondere hinsichtlich der Minderung von Depressionen konzentriert und hierbei acht passende Studien gefunden. Der Großteil der Studien berichtet eine nachweisbare Verbesserung von Trauerempfinden und Depressionen nach Durchführung einer Intervention. Die Bereiche „emotionaler Schmerz“ und „absoluter Verlust“ haben im Bereich der Trauer besonders stark profitiert.
Lebensqualität verbessert sich
Interventionen, die auf eine generelle Verbesserung des Trauerprozesses abzielen, können die chronische Trauer und Depressionen pflegender An- und Zugehöriger auch nach dem Tod der betreuten Person verringern und somit langfristig die Lebensqualität von Angehörigen verbessern. Auch körperliche und mentale Probleme von pflegenden An- und Zugehörigen lassen sich, so die Forscherinnen, mindern.
Tipp für die Praxis: Pflegenden An- und Zugehörigen sollte der Zugang zu Interventionen zur Trauerbewältigung proaktiv angeboten und ermöglicht werden. Bei psychosozialen und psychoedukativen Angeboten für pflegende An- und Zugehörige sollten immer Bewältigungsstrategien von Trauerempfinden einbezogen werden.
Hier geht’s zu den beiden Studien:
Reducing Dementia Grief Through Psychosocial Interventions: A Systematic Review