Digitale Technologien sind längst weit verbreitet und erreichen die unterschiedlichsten Nutzergruppen. Inwiefern digitale Technologien dazu beitragen können, soziale Isolation und Einsamkeit bei Menschen mit Demenz zu verhindern, ist kaum oder wenig erforscht. Wir stellen zwei Studien vor, die Licht ins Dunkel bringen. 

Der Appell von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Großbritannien und den Niederlanden ist deutlich: „Es ist an der Zeit zu erforschen, wie man Menschen mit Demenz zu den federführenden Architekten digitaler Technologien für soziale Interaktionen machen kann, die für alle erschwinglich, nutzbar und inklusiv sind.“ In ihrer Übersichtsarbeit haben die Forschenden aktuelle Erkenntnisse zu digitalen Technologien zur Vorbeugung sozialer Isolation und Einsamkeit bei Menschen mit Demenz zusammengefasst. 

Für ihre Studie konnte jedoch nur „eine begrenzte Anzahl an Forschungsarbeiten identifiziert werden, die erste Hinweise auf eine Verringerung der Isolation und Einsamkeit bei Menschen mit Demenz liefert.“ Zudem war in den ausgewerteten Studien lediglich eine begrenzte Anzahl von Menschen mit Demenz in die Entwicklung der digitalen Technologien einbezogen worden. 

Alle digitalen Technologien zeigen ein gewisses Maß an Verbesserungen hinsichtlich der Lebensqualität, sozialen Inklusion, sozialen Isolation und Einsamkeit.
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Technologien mit Potenzial

Dennoch haben die Forschenden herausgefunden: „Es gibt begrenzte – aber zunehmende – Nachweise dafür, dass Technologien das Potenzial haben, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern und Isolation/Einsamkeit zu reduzieren.“ Zu den gängigsten Technologien zur Unterstützung oder Vorbeugung von sozialer Isolation oder Einsamkeit zählen dabei unterschiedliche Arten von Begleitrobotern, die die Menschen mit Demenz zum Beispiel mit ihren eigenen sozialen Netzwerken in Kontakt bringen können. Auch die Virtual Reality-Technologie oder der Internet-basierte Messenger-Dienst Skype gehörten zum Reigen der untersuchten Angebote. 

Gewisses Maß an Verbesserungen

Alle Technologien zeigen ein gewisses Maß an Verbesserungen hinsichtlich der Lebensqualität, sozialen Inklusion, sozialen Isolation und Einsamkeit. „Es bleibt jedoch schwierig, die Auswirkungen direkt zu vergleichen, da es große Unterschiede in Bezug auf Technologiereife, Inhalt und Bewertungsansätze gibt“, betonen die Forschenden. Die wissenschaftlich erhobenen Daten deuten allerdings darauf hin, dass die Technologiebereitschaft nach wie vor gering ist und die Kosten hoch sind. 

Kartierung der digitalen Interventionen

Einem anderen Ansatz gehen Forschende aus Kanada und Großbritannien nach. Sie verfolgen einerseits das Ziel, Lücken im aktuellen Forschungsstand aufzudecken. Gleichzeitig wollten sie eine Übersicht über die Wirksamkeit digitaler Interventionen zur Verringerung sozialer Isolation und/oder Einsamkeit bei älteren Erwachsenen schaffen. Dazu erstellte die Forschergruppe eine sogenannte „Evidenzlückenkarte“ (englisch: Gap Map).

Zu diesem Zweck wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, bei der 10 internationale Datenbanken durchsucht wurden. Die Forschenden identifizierten dabei insgesamt 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die Auswertung der Literatur zeigt: Die häufigsten digitalen Interventionen dienen der Verbesserung der sozialen Interaktionen mit Familie, Freunden und der Gemeinschaft durch den Einsatz von Videokonferenz-Plattformen und (Mobil-)Telefonen. Ebenfalls weit verbreitet waren unterstützende Roboter, die als Ersatz für fehlenden zwischenmenschlichen Kontakt dienen sowie virtuelle Haustiere. Die meisten technologischen Maßnahmen konzentrieren sich, so die Autorinnen und Autoren, auf die Verringerung von Einsamkeit und Depressionen sowie die Verbesserung der Lebensqualität älterer Erwachsener.

Politisch hochrelevantes Thema

Gerade ältere Erwachsene können digitale Tools nutzen, um bestehende soziale Verbindungen aufrechtzuerhalten oder neue Kontakte zu knüpfen. Dies war besonders deutlich während der COVID-19-Pandemie sichtbar. Für die Forschenden ist der Einsatz digitaler Technologien weiterhin ein politisch hochrelevantes Thema: „Entscheidungsträger müssen wissen, welche digitalen Interventionen soziale Isolation und Einsamkeit bei älteren Erwachsenen verringern können.“ 

Neben allen positiven Aspekten zeigt die „Gap Map“ aber auch die Lücken in der Forschung: Hinsichtlich ihrer Herkunft sind die Studien geographisch ungleich verteilt und stammen zu großen Teilen aus Ländern mit hohem Einkommen. Länder mit niedrigem Einkommen waren deutlich unterrepräsentiert. Zudem ist die Qualität der einzelnen Studien sehr unterschiedlich. Dies gilt es bei der Bewertung der digitalen Interventionen zu beachten.  

Tipp für die Praxis: Digitale Interventionen zur Reduzierung von Einsamkeit sind durchaus vielversprechend, aber noch ausbaufähig. Daher ist Forschung gerade in diesem Bereich besonders wichtig. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sich an einer Studie zu beteiligen, kann Ihre Mitarbeit zur Optimierung und schnelleren Entwicklung digitaler Anwendungen beitragen. 

Hier geht’s zu den Studien:

Interventions to Reduce Loneliness in Community-Living Older Adults: a Systematic Review and Meta-analysis

Digital interventions to reduce social isolation and loneliness in older adults: An evidence and gap map

Unser besonderer Tipp: 

Nutzen Sie die digitale Möglichkeit, Ihr Wissen rund um das Thema Alzheimer-Demenz zu erweitern. Hier geht’s zu unserem „Wissenstest Alzheimer-Demenz“. 

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