Wie häufig sind Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz? Britische Forscherinnen haben elf Studien ausgewertet, die auf vier Kontinenten durchgeführt wurden. Dies erhöhte die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regionen auf der Welt.
Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen, zu wenig Schlaf oder nächtliches Aufstehen: Haben Menschen mit Demenz Schlafstörungen, kann dies vielfältige Gründe haben. Dazu gehören zum Beispiel Umweltfaktoren wie Licht- und Lärmbelastung, Bewegungsmangel während des Tages oder die Einnahme von Medikamenten. Die Folgen der Schlafstörungen sind vielfältig. So können sich etwa Unruhe, Reizbarkeit oder weniger soziales Engagement auf die geistigen Leistungen auswirken.
11 Studien ausgewertet
Doch wie häufig sind Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz? Britische Forscherinnen haben elf Studien ausgewertet, die auf vier Kontinenten durchgeführt wurden. Insgesamt stammten 48 Prozent der Studienteilnehmenden aus Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen, in denen etwa 60 Prozent der Menschen mit Demenz leben. Die übrigen Teilnehmenden lebten in Ländern mit hohem Einkommen.
Die Wissenschaftlerinnen kamen zu dem Schluss, dass geschätzt 26 Prozent der Betroffenen in ihren eigenen vier Wänden nicht gut schlafen können. Menschen mit Demenz, die zuhause leben, haben allerdings einen besseren Schlaf als jene, die in Pflegeheimen sind. Als Grund geben die Autorinnen unter anderem den Geräuschpegel und eine gestörte Privatsphäre an, die das Leben in einem Pflegeheim verstärken können.
Wichtiges Wissen für Ärzt*innen
Menschen mit einer Lewy-Body-Demenz sind mit anteilig 49 Prozent besonders häufig von Schlafstörungen betroffen, während diese bei Alzheimer-Patienten (24 Prozent) seltener auftreten. Daher ist es, so die Autorinnen, wichtig für Ärzt*innen, „sich der erhöhten Risiken für verschiedene Gruppen bewusst zu sein.“ Wie verbreitet Schlafstörungen bei anderen Demenzarten sind, konnte aufgrund nicht vorhandener Studien nicht untersucht werden.
In ihrer Studie weisen die Forscherinnen darauf hin, dass schlechter Schlaf bei Menschen mit Demenz auch die körperliche und geistige Gesundheit der pflegenden An- und Zugehörigen beeinträchtigen kann.
Verbreitung von Schlafstörungen
Die analysierten Studien wurden im Zeitraum von 2002 bis 2018 veröffentlicht. Für diesen vergleichsweise langen Zeitraum haben die Forscherinnen eine weitere interessante Entwicklung beobachtet. Die Verbreitung von Schlafstörungen hat sich im Laufe der Jahre nicht verändert. „Dies deutet darauf hin, dass sich mögliche Fortschritte bei der Behandlung von Schlafstörungen nicht in Verbesserungen für Menschen mit Demenz niedergeschlagen haben“, so die Wissenschaftlerinnen.
Weitere Forschungsfragen
In Studien anderer Forschenden wurde bereits festgestellt, dass Schlaflosigkeit das Demenzrisiko erhöhen kann. Aus Sicht der britischen Wissenschaftlerinnen lohne es sich daher zu untersuchen, wie Schlaf sich auf die Kognition von Menschen mit Demenz auswirkt und ob ein besserer Schlaf den geistigen Abbau stabilisieren oder sogar verlangsamen kann.
Tipp für die Praxis: Achten Sie auf Anzeichen von Schlafstörungen, optimieren Sie wenn möglich die Schlafumgebung und strukturieren sie die Tagesroutinen Betroffener, um die Schlafqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern.
Hier geht’s zur Studie: