Internationale Demenzforschung: Auf der 33. Alzheimer Europe Conference in Helsinki stellten die digiDEM Bayern-Wissenschaftler*innen ihre neuesten Forschungsergebnisse einem großen Publikum vor.
Sehen, zuhören, austauschen: Mehr als 1.100 Menschen aus 48 Ländern besuchten die 33. Alzheimer Europe Conference, die von 16. bis 19. Oktober in Helsinki (Finnland) stattfand. Unter den teilnehmenden Delegierten waren auch 56 Menschen mit Demenz sowie 66 Betreuende.
„Fortschritte in der Wissenschaft haben zu einem besseren Verständnis der biologischen Ursprünge der Demenz, ihrer Arten, Symptome, Diagnose und Pflege geführt“, sagte Jenni Kulmala, die Vorsitzende die Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Finnland. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gab es auf der 33. Alzheimer Europe Konferenz reichlich. Sie stand unter dem Motto “New opportunities in dementia care, policy and research”.
Wir von digiDEM Bayern freuen uns, dass unsere Kolleg*innen ihre aktuellen Forschungsergebnisse in Helsinki präsentiert haben – und dies in großer Bandbreite.
Ambulante Unterstützungsangebote
Ambulante Unterstützungsangebote haben für Menschen mit Demenz eine große gesellschaftliche Bedeutung. So kam digiDEM Bayern-Wissenschaftlerin Anne Keefer zu dem Schluss: „Ein Migrationshintergrund bei Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen steht nicht unbedingt in Zusammenhang mit einer geringeren Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten.“
Einfluss sozialer Netzwerke
Unsere Kollegin Lisa Laininger hingegen erforschte den Einfluss sozialer Netzwerke auf die Kognition von Menschen mit Demenz. Sie fasste zusammen: „Alleinstehende Menschen mit Demenz profitieren von Freunden mehr als von der Familie“. Um die gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, sollten zielgruppengerechte Angebote geschaffen werden, die es Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ermöglichen, soziale Kontakte außerhalb ihres familiären Verbundes zu knüpfen und zu pflegen.
Fachärztliche Versorgung
Jana Rühl befasste sich mit dem Thema Fachärztliche Versorgung. „Für Menschen mit Demenz in Bayern bestehen Ungleichheiten in der fachärztlichen Versorgung zwischen städtischen und ländlichen Räumen“, resümiert die digiDEM Bayern-Mitarbeitende. Angesichts der demographischen Entwicklungen hält sie einen ausreichenden Zugang für alle Menschen mit Demenz unabhängig von ihrem Wohnort für dringend geboten.
Familie und Freunde als Informationsquellen
„Die Informationsquellen Familie/Freunde und medizinische Fachkraft sind unabhängig von der Schulbildung die wichtigsten Quellen für Menschen mit MCI und Demenz.“ Zu dieser zentralen Erkenntnis gelangte digiDEM Bayern-Forscher Florian Weidinger. Weitere Erkenntnisse aus der Untersuchung legen außerdem nahe: Mit zunehmender Schulbildung nimmt auch die Relevanz der Gesundheitsinformationsquellen Internet, Bücher und Broschüren sowie Kurse und Vorträge zu.
Keine ärztliche Demenz-Diagnose
Sozial isoliert lebende Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sowie Betroffene, die im ländlichen Raum leben, erhalten trotz auffälligem Screeningergebnis häufiger keine entsprechende ärztliche Diagnose. Dies fand unser Kollege Michael Zeiler heraus. Aus Sicht des Wissenschaftlers erscheint es wichtig, dass neben den betroffenen Personen auch deren Umfeld für eine abklärende Diagnostik sensibilisiert wird.
Entlastende Unterstützungsdienste
Nicht zuletzt informierte digiDEM Bayern-Demenzforscher Nikolas Dietzel in einer hochkarätig besetzten Runde seine Erkenntnisse. 70 Prozent der Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen in Deutschland werden zu Hause von pflegenden Angehörigen betreut. Doch diese nehmen entlastende Unterstützungsangebote nur in geringem Umfang in Anspruch. Nikolas Dietzel sagte: „Unterstützungsdienste werden verstärkt in Anspruch genommen, wenn die Dienste besser bekannt sind, die pflegenden Angehörigen jünger und stärker belastet sind und die Symptome der Demenz stärker ausgeprägt sind.