Forschende aus Irland und Schweden haben herausgefunden: Frauen, die an einer Schwangerschaftsvergiftung erkrankten, scheinen ein erheblich erhöhtes zukünftiges Risiko für vaskuläre Demenz zu haben.
Entwickelt sich in späteren Lebensjahren eine Demenz, kann dies schon in jüngeren Jahren begünstigt worden sein, zum Beispiel in der Schwangerschaft. Seit längerem ist bereits bekannt, dass Frauen, die eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) hatten, im späteren Leben einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Diabetes und chronische Nierenerkrankungen ausgesetzt sind.
So kann eine Schwangerschaftsvergiftung bestimmte Gefäßdysfunktionen mit einem langfristigen kardiometabolischen Risiko auslösen, das bis ins spätere Leben anhält. Demzufolge sind betroffene Frauen einem erhöhten langfristigen Risiko für Demenz ausgesetzt.
Neben der Schwangerschaftsvergiftung gibt es weitere sogenannte hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, die möglicherweise das Demenzrisiko erhöhen könnten. Dazu zählen chronischer Bluthochdruck, Schwangerschaftshypertonie oder die sogenannte Eklampsie, bei der während der Schwangerschaft in Folge der Schwangerschaftsvergiftung plötzlich mehrere unterschiedliche Symptome wie etwa Krampfanfälle und Nierenschädigungen auftreten.
Analyse der wissenschaftlichen Fachliteratur
Den Zusammenhang zwischen diesen sogenannten hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen und einer nachfolgenden Demenzerkrankung oder kognitiven Beeinträchtigungen der Mutter haben Forschende aus Irland und Schweden untersucht. Ziel war es, die diesbezügliche wissenschaftliche Fachliteratur zu überprüfen und zusammenzufassen. Ihre Ergebnisse wurden im Januar 2024 online veröffentlicht.
Die Forschenden ziehen das Fazit: „Frauen, deren Schwangerschaft durch Schwangerschaftsvergiftung verkompliziert wurde, scheinen einem erheblich erhöhten zukünftigen Risiko für vaskuläre Demenz ausgesetzt zu sein.“ Dieses Risiko war gegenüber Frauen, die während der Schwangerschaft einen normalen Blutdruck hatten, um 89 Prozent erhöht.
Auch Daten von Frauen ab 65 Jahren ausgewertet
Weniger klar sind nach Aussage der Wissenschaftler die längerfristigen Risiken dieser Frauen hinsichtlich Alzheimer-Demenz und anderen Formen von Demenz. In einer Analyse, in der die Forschenden die Daten von Frauen ab 65 Jahren auswerteten, war Schwangerschaftsvergiftung jedoch mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer-Demenz und Demenz verbunden.
Die Analysen deuten zudem auf eine schlechtere kognitive Leistungsfähigkeit bei Frauen hin, die in der Vergangenheit unter einer Schwangerschaftsvergiftung litten. Die Forschenden kommen zu dem Schluss: „Obwohl die festgestellten Verbindungen zu kognitiver Beeinträchtigung mit Vorsicht interpretiert werden sollten, werfen sie etwas Licht auf dieses wichtige, wenig erforschte Feld“. Es gibt Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Schwangerschaftsvergiftung und einem schlechteren Gedächtnis, einer geringeren Aufmerksamkeit und Problemen mit den exekutiven Funktionen.
Tipp für die Praxis: Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen sollten auch nach der Schwangerschaft engmaschig begleitet werden. Zusätzlich zur Überwachung von Herz und Nieren sollte dabei auch die kognitive Gesundheit im Blick behalten werden.
Hier geht’s zur Studie: