Wie hoch ist das Risiko eines älteren Menschen, nach einem Sturz eine Demenz zu entwickeln? Forschende aus den USA fanden heraus: Bei 10,6 Prozent der Patientinnen und Patienten, die wegen eines Sturzes behandelt wurden, wurde innerhalb eines Jahres eine Demenz diagnostiziert.
Vorangegangene Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen leichten kognitiven Beeinträchtigungen, die eine Vorstufe der Alzheimer-Krankheit und verwandter Demenzerkrankungen sein können, und einem erhöhten Sturzrisiko festgestellt. Wie wichtig Sturzprävention im Alter ist, unterstreicht eine im September 2024 veröffentlichte Studie aus den USA. Demnach werden Neudiagnosen von Alzheimer-Demenz und verwandten Demenzerkrankungen nach einem Sturz häufiger gestellt als nach Verletzungen aus anderen Gründen.
Um 21 Prozent erhöhtes Demenzrisiko
So wurde bei 10,6 Prozent der Patientinnen und Patienten, die einen Sturz erlitten hatten, innerhalb eines Jahres eine Demenz festgestellt. „Im Vergleich zu anderen Verletzungen war ein Sturz mit einem um 21 Prozent erhöhten Risiko für eine spätere Demenzdiagnose verbunden“, heißt es in der Publikation, die im August 2024 im Fachmagazin Geriatrics erschienen ist.
Untersucht hatten die Forschenden das Risiko einer Demenzdiagnose bei 2.453.655 älteren Erwachsenen in den USA, die eine traumatische Verletzung erlitten hatten. Dazu zählen sowohl Verletzungen, die durch einen Sturz entstanden sind als auch Verletzungen durch ein von außen einwirkendes Ereignis. Angesichts der Wechselwirkungen zwischen Stürzen und kognitiver Beeinträchtigung sei es möglich, so die Forschenden, dass Stürze als „Vorboten eines zukünftigen Demenzrisikos dienen“. Ein solcher Befund könnte bei der Frühdiagnose von Demenz helfen.
Unterschiedliche Erklärungen
Als eine mögliche Erklärung geben die Forschenden an, dass Patienten, die gestürzt sind, an einer zugrundeliegenden Demenz litten. Diese sei bis zum Zeitpunkt des Sturzes nicht diagnostiziert worden. „Ein Sturz führt zu Kontakt mit dem Gesundheitssystem, was bei Patienten mit zuvor nicht diagnostizierter Demenz zu einer Demenzdiagnose führen kann.“ Eine weitere mögliche Erklärung: Patientinnen und Patienten, die gestürzt sind und bei denen später Demenz diagnostiziert wird, hätten zum Zeitpunkt des Sturzes bereits leichte kognitive Beeinträchtigungen – eine Vorstufe der Demenz – aufgewiesen.
Die Forschenden stellen fest, dass das Risiko, nach einem Sturz später an Demenz zu erkranken, bei älteren Erwachsenen ohne kürzliche Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung höher ist als bei jenen, die zuvor in einer solchen Einrichtung untergebracht waren.
Für die Zukunft planen
Würden nach einem Sturz einer älteren Person kognitive Screenings durchgeführt werden, könne dies zu einer rechtzeitigen Diagnose von Demenz beitragen. Dies ermögliche den Betroffenen und ihren Familien, für die Zukunft zu planen, „Maßnahmen zur Förderung der anhaltenden Sicherheit in der Gemeinschaft zu ergreifen und Zugang zu Behandlungen zu erhalten.“
Tipp für die Praxis: Stürzen ältere Erwachsene und ziehen sich eine traumatische und behandlungsbedürftige Verletzung zu, sollte ein kognitives Screening durchgeführt werden.
Hier geht’s zur Studie:
Risk of Dementia Diagnosis After Injurious Falls in Older Adults