Wie pflegende An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz Belastungen vermindern und die Lebensqualität verbessern können, zeigt eine Studie aus Portugal. Ein wichtiges Forschungsergebnis: Wer verzeihen kann, baut Stress ab und verringert die wahrgenommene subjektive Belastung.

Schreitet die Demenzerkrankung fort, steigen auch die Belastungen der pflegenden An- und Zugehörigen. Pflegenden An- und Zugehörige von Menschen mit Demenz empfinden häufig eine niedrigere Lebensqualität als Pflegepersonen von Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen. In der Studie aus Portugal untersuchten die Forschenden den Zusammenhang zwischen Lebensqualität und der Belastung von pflegenden An- und Zugehörigen von Menschen mit Alzheimer-Demenz. Wie die Autoren berichten, wird in Portugal die Pflege üblicherweise von einem Familienmitglied übernommen, „das diese Rolle oft aus verschiedenen Gründen übernimmt, beispielsweise aus einem durch soziale Normen bedingten Verpflichtungsgefühl, dem Gefühl, „etwas zurückzugeben“ oder altruistischen Motiven.“

Die Forschenden gelangen zu dem Ergebnis: „Wenn die Qualität der familiären Beziehungen abnimmt, nimmt die Belastung der Pflegenden tendenziell zu, und umgekehrt steigt tendenziell auch die Lebensqualität, wenn sich die Qualität der familiären Beziehungen verbessert.“

Vergebung kann als Bewältigungsstrategie wirken.
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Jüngere Pflegende haben höhere Lebensqualität

In dieser Studie wurde auch das Alter der Pflegenden als wichtiger Faktor hinsichtlich der Lebensqualität untersucht. Demnach gibt es einen bedeutsamen Zusammenhang: In einem jüngeren Alter die Pflege einen Menschen mit Demenz zu übernehmen war mit einer höheren Lebensqualität verbunden. Ebenfalls geringer belastet waren jene, die sich selbst dafür entschieden hatten, innerhalb der Familie die Pflegerolle zu wählen.

Doch auch der Faktor „Verzeihung“ wurde mit einbezogen. „Verzeihung kann als Bewältigungsstrategie wirken“, heißt es in der Studie, „die die Empfindung von Stress bei der Pflege eines Patienten mit Alzheimer-Demenz abbaut.“ Zudem werde die wahrgenommene subjektive Belastung verringert. Infolgedessen schätzen die pflegenden An- und Zugehörigen ihre Lebensqualität als erhöht ein.

Verzeihen können

Verzeihen zu können beeinflusse dabei den Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen sowie Belastung und Stress bei der Pflege und übernehme eine mildernde oder puffernde Rolle. „Insbesondere wenn der pflegende An- und Zugehörige weniger verzeihend war, war der Wechselbeziehung zwischen schlechteren familiären Beziehungen und größerer Belastung stärker.“ Der Zusammenhang zwischen familiären Beziehungen und Lebensqualität hingegen wurde durch Verzeihung nicht beeinflusst, was allerdings auch an der Wahl des Messinstruments gelegen haben könnte.

Alle Beteiligten einbinden

Da Verzeihung eine moderierende Rolle übernehme, ist es nach Ansicht der Forschenden wichtig, im Rahmen von Maßnahmen Verzeihung als Bewältigungsmechanismus für die pflegenden An- und Zugehörigen, andere Familienmitglieder und auch den Patienten selbst zu integrieren. So sollten zum Beispiel Fähigkeiten zur Emotionsregulierung wie etwa die Verringerung von Groll, die Selbstfürsorge und eine bessere Akzeptanz der Rolle als Pflegender angesprochen werden.

Tipp für die Praxis: Sich selbst und anderen zu verzeihen, kann eine wichtige Maßnahme darstellen, um die Lebensqualität zu verbessern und die Belastung zu verringern. Bei der Beratung pflegender An- und Zugehöriger sollten allerdings auch das Alter und die Qualität der familiären Beziehungen berücksichtigt werden.

Hier geht’s zur Studie:

Burden and quality of life of family caregivers of Alzheimer’s disease patients: the role of forgiveness as a coping strategy

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