Eine Studie aus den USA, Deutschland und Japan förderte interessante Erkenntnisse zutage: Die Forschenden haben Hinweise darauf entdeckt, dass Neugier sich mit zunehmendem Alter verändern kann. Neugier kann dabei ein Vorhersagefaktor für erfolgreiches Altern sein.
Seit Jahrhunderten ergründen Psychologen und Philosophen das „Konstrukt Neugier“. „Sie ist eine motivierende Kraft, die uns dazu bringt, Hobbys nachzugehen, Bildung zu verfolgen und zu reisen, um Neues zu erleben“, heißt es in der Studie.
Zwei Arten von Neugier

Die Forschung unterscheidet dabei zwischen zwei Arten von Neugier. Demnach bezeichnet „state curiosity“ einen Zustand bzw. eine situative Neugier, die durch ein spontanes Interesse an neuen Informationen gekennzeichnet ist und variieren kann. Bei „trait curiosity“ hingegen handelt es sich um ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal.
Bewertung mittels Trivia-Fragen
„Um Einblicke in den Zusammenhang zwischen Alter und Zustands- sowie Eigenschaftsneugier zu gewinnen, führten wir eine Pilotstudie durch, in der wir die „state curiosity“ und die „trait curiosity“ maßen“, schreiben die Forschenden. Die Anzahl der Teilnehmenden betrug 193 Personen, 1.218 nahmen an einer größeren Hauptstudie teil. Gemessen wurde die Zustandsneugier mit einer Vielzahl sogenannter Trivia-Fragen, da Menschen besonders neugierig auf Informationen seien, zu denen sie bereits Vorwissen haben. Die Eigenschaftsneugier wurde mittels dreier Fragebögen erfasst.
Gemischte Ergebnisse
Die Forschenden fanden in ihrer im Mai 2025 veröffentlichten Studie heraus: Zwischen der situativen Neugier und der Neugier als Persönlichkeitseigenschaft gibt es einen positiven Zusammenhang. Dennoch gab es ein entgegengesetztes Ergebnis: Die situative Neugier hat einen positiven Einfluss auf das Alter, während die „Persönlichkeitsneugier“ negativ mit dem Alter zusammenhängt. Wer über eine höhere Neugier als Eigenschaft verfügt, hat auch eine höhere situative Neugier. Doch während die Neugier als positives Persönlichkeitsmerkmal mit dem Alter abnimmt, nimmt die situative Neugier zu.
Es stellte sich auch heraus, dass die situative Neugier bei Menschen im mittleren Alter leicht abnimmt, dann aber im höheren Alter deutlich wieder ansteigt. Bei der Neugier als Eigenschaft war dieser Verlauf nicht festzustellen. Dies unterstreiche, so die Forschenden, dass beide Formen der Neugier unterschiedliche psychologische Prozesse widerspiegeln, die sich im Laufe der Lebensspanne unterschiedlich entwickeln können.
Positive Effekte auf die kognitive Gesundheit
Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass Neugier bei älteren Erwachsenen möglicherweise gezielter und selektiver entsteht – besonders in Bereichen, die für sie persönlich relevant sind. Dies kann zu positiven Effekten auf das Wohlbefinden und die kognitive Gesundheit führen, vermuten die Forschenden. In der Studie erläutern die Wissenschaftler ein besonderes Beispiel. Ist ein älterer Erwachsener neugierig auf Gartenarbeit, liest er vielleicht häufiger Gartenzeitschriften oder lernt eine neue Gartentechnik. „Die Beschäftigung mit solchen Aktivitäten kann das allgemeine Wohlbefinden und die kognitiven Fähigkeiten im Alter fördern, zum Beispiel durch die Förderung sozialer Kontakte und das Erlernen komplexer neuer Fähigkeiten.“
Zusammenfassend bilanziert die Studie: „Es könnte daher wichtig sein, spezifische Neugierbereiche bei älteren Erwachsenen zu erkennen und zu fördern, anstatt sich nur auf Maße der Eigenschaftsneugier zu konzentrieren.“
Tipp für die Praxis: Es lohnt sich auch im Erwachsenenalter, neugierig zu sein. Interessieren Sie sich, erweitern Sie Ihr Wissen, lernen Sie dazu: Geistig anregende Aktivitäten können altersbedingtem kognitivem Abbau entgegenwirken.
Hier geht’s zur Studie:
Curiosity across the adult lifespan: Age-related differences in state and trait curiosity