Schottische Fußball-Profis haben einer aktuellen, retrospektiven Studie zufolge zwar eine niedrigere Mortalität als die Gesamtbevölkerung. Sie sterben jedoch häufiger an neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz.

Zwei Fußballspieler kämpfen um den Ball, zu sehen sind nur die Beine.

Der Zusammenhang zwischen Kontakt- und Kollisionssportarten und neurodegenerativen Erkrankungen wurde in der Vergangenheit bereits untersucht: Studien zeigten, dass Sportarten wie American Football, Eishockey oder Boxen durch wiederholte Hirn-Traumata mit einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen verbunden sein können. Andererseits tragen diese wie andere Sportarten dazu bei, andere Mortalitätsrisiken zu reduzieren, z.B. für kardiovaskuläre Erkrankungen. Zudem hilft regelmäßige, gemäßigte Bewegung dabei, das Demenz-Risiko zu verringern.

Bislang wenig untersucht ist der mögliche Zusammenhang zwischen neurodegenerativen Erkrankungen und dem Profi-Fußball. Die Wissenschaftler Daniel F. Mackay und Kollegen von der Universität Glasgow haben dazu nun eine Studie im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Sie verglichen retrospektiv Daten von 7.676 ehemaligen schottischen Profi-Fußballern mit denen von 23.028 Menschen aus der Gesamtbevölkerung, die ihnen in Bezug auf Alter, Geschlecht und sozialen Status glichen. Untersucht wurden die Todesursachen und die Verschreibung von Antidementiva.

Die Profi-Fußballer starben dreieinhalbmal häufiger an den Folgen neurodegenerativer Erkrankungen

Die Sterblichkeitsrate aufgrund von allgemeinen nicht-neurologischen Erkrankungen war bei den früheren Fußball-Profis niedriger als in der Vergleichsgruppe. Doch die Mortalität aufgrund von neurodegenerativen Erkrankungen war bei den Spitzensportlern höher, ebenso wurden ihnen fünf Mal häufiger Medikamente im Zusammenhang mit Demenz verschrieben. Die untersuchten Profi-Fußballer starben dreieinhalbmal häufiger an den Folgen neurodegenerativer Erkrankungen als Personen in der Vergleichsgruppe. Die Anzahl der Fälle, in denen die Alzheimer-Erkrankung die primäre oder mitverantwortliche Todesursache war, lag bei den untersuchten Sportlern sogar um ein Fünffaches höher als in der Vergleichsgruppe.

Warum Profi-Fußballer häufiger an neurodegenerativen Erkrankungen leiden, lässt sich aus der Studie nicht ableiten. Spekuliert wird zwar über einen Zusammenhang zwischen Kopfbällen und Hirn-Traumata. Doch Peter Berlitt von der Deutschen Gesellschaft der Neurologen betont: „Selbstverständlich kann die hier vorliegende retrospektive Erhebung generell keine kausalen Beziehungen nachweisen und wir sollten mit der Interpretation dieser Daten vorsichtig sein. “

Auch die Studienautoren fordern, die Fragestellung prospektiv zu untersuchen. Sie merken an, dass die aktuelle retrospektive Untersuchung mögliche methodische Mängel aufweist. Zudem weisen sie darauf hin, dass die Ergebnisse keinesfalls auf Amateurfußballer übertragen werden können. Der Studie zufolge spielen mehr als eine Milliarde Menschen in über 200 Ländern Fußball.

Weitere Informationen finden Sie hier:

https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1908483

https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/60-pressemitteilung-2019/3850-haben-fussballprofis-ein-erhoehtes-demenzrisiko